Donnerstag, 28. August 2025

"Himmelerdenblau" von Romy Hausmann


 


  • Pengiun Verlag
  • Broschiertes Buch
  • Seitenzahl: 448
  • Erscheinungstermin: 27. August 2025
  • ISBN-13: 9783328604280
  • 18,00 Euro


Klappentext:
»Der Teufel hatte gewonnen. Seine Macht war grenzenlos. Meinen Körper würde er am Leben halten, gerade so. Wie eine Trophäe. Doch als ich zu mir kam, fand ich mich plötzlich wieder am Ufer des Sees ...«
Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?
(Quelle: Penguin Verlag)


Was passiert:
Theo Novak, einst gefeierte Koryphäe der Chirurgie, hat alles verloren, was sein Leben ausmachte. Mediziner ist er nicht mehr, sein Haus am See musste er gegen eine kleine Wohnung tauschen, seine geliebte Frau starb, mit Sophia, seiner jüngeren Tochter, gibt es nur Reibereien, die andere Tochter, Julie, verschwand vor 20 Jahren und nun verliert er auch noch sein Gedächtnis.
Ein Leben in Scherben.
Das begreift Theo noch und er möchte ein letztes mal Licht ins Dunkel bringen. Er will Julies Verschwinden aufklären. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, dass weiß er.
So greift er nach dem vermeintlich letzten Strohhalm, eine Teilnahme an einem True-Crime Podcast.
Die Podcaster Liv und Phil wollen den Fall anlässlich des zwanzigsten Jahrestag des Verschwinden von Julie neu aufrollen.
Liv wird von dem Fall gepackt und taucht tiefer ein, als es für ihren Podcast üblich ist. Nach und nach entdeckt sie Hinweise, die die Polizei damals übersah oder falsch interpretierte. Sie erhofft sich von Theo Informationen, die zu Julie führen, doch Theos Demenz schreitet rasant voran ...


Fazit:
Was passiert, wenn einem das Leben aus den Händen gleitet, aber irgendetwas dringend erledigt werden muss? "Himmelerdenblau" passiert ;)
In diesem Buch geht es nicht nur um Julies Schicksal, um das was mit ihr vor vielen Jahren passierte, sondern auch um dass, was heute den Betroffenen immer noch widerfährt.
Daniel, Julies Ex-Freund, der von aller Welt verdächtigt wird, geht so liebevoll mit den Menschen an seinem Arbeitsplatz um. Sind es doch fast die einzigen Menschen, die noch etwas mit ihm zu tun haben wollen.
Sophia, die stets im Schatten von Julie lebte. Die neben ihrer Schwester auch die Mutter und nun den Vater loslassen muss.
Liv, die die Grenzen der Menschlichkeit neu ausloten muss. Wo sind Klicks mehr wert als ein Mensch?
Und nicht zuletzt Theo, der immer mehr ins Dunkle fällt und sich so sehr nach Licht sehnt.
Mit jeder Seite wird deutlicher, wie das Schicksal eines einzelnen die Schicksale vieler beeinflusst und es wird auch deutlich, dass es nicht nur das Opfer "Julie" gibt, sondern alle um sie herum ebenfalls zu Opfern wurden.
Diese Verschiebung des Fokus hat mich nachhaltig berührt und mir wurde noch einmal klarer, dass wir der Seite der Angehörigen und Beteiligten, ob Zeugen oder Verdächtige, zu wenig Beachtung schenken.
Das Thema der Demenz, das viele Leser im Vordergrund sehen, stand für mich noch nicht mal so ganz vorne. Vielleicht weil ich mit Menschen arbeite, die unter verschiedenen Beeinträchtigungen leiden und alle ihren Weg finden müssen um Dinge zu klären. Ich glaube aber, für jemanden für den Beeinträchtigungen nicht "normal" sind, ist die Darstellung Theos sehr eindrucksvoll. Die Demenz ist die Kraft, die Theo antreibt, aber auch immer wieder lähmt und zurückwirft. 
Romy Hausmann hat hier viele einzelne Themen aufgegriffen und zu einem runden stimmigen Bild zusammengefügt.
Mich hat das Buch bestens unterhalten und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir dies Story auch bald auf Netflix sehen können. Ich würde mich jedenfalls sehr, sehr darüber freuen.



Sonntag, 10. August 2025

"Der Totenzeichner" von Veit Etzold


 

  • Clara Vidalis Bd. 4
  • Bastei Lübbe Verlag
  • Seitenzahl: 432
  • Altersempfehlung: ab 16 Jahren
  • Erscheinungstermin: 16. Juli 2015
  • ISBN: 9783404172290
  • 12,00 Euro


Klappentext:
Ein Leichenfund gibt der Berliner Polizei Rätsel auf. Dem Mordopfer wurden mysteriöse Zeichen in die Haut geritzt, die Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin, bekannt vorkommen. Handelt es sich um kultische Symbole? Als die Obduktion der Leiche weitere grausame Details ans Licht bringt, wird klar, dass es einen ähnlichen Modus Operandi schon einmal gab: Vor zehn Jahren versetzte ein Serienkiller den Westen der USA in Angst und Schrecken. Einen Sommer lang trieb er dort sein Unwesen, bevor er sich mit der blutigen Botschaft verabschiedete: »It's not over, 'til it's over«. Ist der Totenzeichner zurückgekehrt?
(Quelle: Bastei Lübbe Verlag)


Was passiert:
Der Sommer 2004 ging in die Geschichte von L.A. als Blutsommer ein. Ein Serienkiller mordete auf bestialische Weise und hinterließ seltsame Zeichen auf der Haut der Toten.
MacDeath, heute bei der Berliner Polizei, arbeitete damals beim FBI und hat die Bilder noch immer im Kopf.
Diese Bilder werden so richtig wachgerufen, als ein Mordopfer aufgefunden wird, dass auf unfassbar brutale Weise getötet und markiert wurde.
Nachdem ein zweites und drittes Opfer ebenso zugerichtet aufgefunden werden, ist MacDeath klar, entweder gibt es einen Trittbrettfahrer oder der Killer von 2004 ist wieder aktiv...


Fazit:
Wenn es draußen dunkel und wolkenverhangen ist, ist eigentlich die beste Zeit um Thriller zu lesen.
Also "wagte" ich mich wieder an ein Buch von Veit Etzold. Dieses mal an einen Thriller aus der Clara Vidalis Reihe. Diese gefallen mir in der Regel besser als Etzolds "Stand alone", sind aber auch wesentlich blutiger und brutaler.
Clara Vidalis als Person und Ermittlerin spricht mich sehr an und ich finde sie richtig gut.
Ihre Mischung aus Sensibilität und Logik, aus Bedürftigkeit und Unabhängigkeit ist Veit Etzold sehr gut gelungen.
Auch das Team um Vidalis finde ich sehr gelungen. Ob es der ständig rauchende Chef Winterfeld ist, oder MacDeath, Profiler und Vidalis Partner auf vielerlei Ebenen, die Figuren funktionieren und bereichern die Fälle.
Irgendwie ist es etwas schräg, ein Team zu haben dass aus einem alten deutschen Tatort zu stammen scheint, die dann aber immer wieder diese extremen Fälle bearbeiten, die so gar nicht altbacken sind.
Der Kontrast macht hier ganz viel ;)
Dieser Fall ist auch wieder sehr extrem, ein Killer der fast übermenschliche Kräfte zu haben scheint und auch mal eben mordet, weil ihm das Auftreten des Gegenübers nicht passt.
Besonders spannend wird die Story, weil sie für MacDeath etwas persönliches bekommt und dieser Killer schlicht nicht zu bremsen ist.
Ich denke, wer es blutig und brutal mag, aber trotzdem Wert auf gute Figuren legt, ist hier wirklich gut bedient.

Freitag, 8. August 2025

"Das Zeichen des Fremden" von David Lagercrantz

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  • Rekke & Vargas Bd. 3
  • Heyne Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 415
  • Erscheinungstermin: 30. Juli 2025
  • ISBN: 9783453273313
  • 24,00 Euro

Klappentext:
Hans Rekke und Micaela Vargas haben einige Fälle gemeinsam gelöst. Doch nun kämpft der geniale Psychologe mit seinem eigenen psychischen Zustand, und Vargas hat Geheimnisse vor ihm. Da taucht spontan ein spanischer Polizeikollege bei Rekke zu Besuch auf. Er ist überzeugt, einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Ein seit 1988 ungelöster Mord an einer Studentin weist erschreckende Parallelen zu anderen Fällen auf: Die Körper der Opfer sind mit Zeichen versehen, die scheinbar eine Reihenfolge ergeben. Rekke und Vargas nehmen die Ermittlungen auf, denn die Spur führt in die Literaturszene Stockholms, wo tiefe Abgründe und Lügen auf sie warten.
(Quelle: Heyne Verlag)


Was passiert:
Eigentlich hat Hans Rekke keine Lust Besuch zu empfangen. Seine Mitbewohnerin Micaela Vargas will ebenfalls keinen Besuch, dennoch öffnet Rekke einem unbekannten Besucher die Tür.
Damit allerdings hat Rekke einem grausigen Fall, der bis in die Elite Stockholms reichen wird, hereingebeten.
Der Gast ist ein spanischer Ermittler, Rafael Corales, der seit fast dreißg Jahren mit einem ungelösten Fall ringt.
1988 wurde die begabte Autorin Sandra brutal ermordet und nach ihrem Tod mit Zeichen versehen.
Nicht nur dass schlampige Ermittlungen den Fall ausbremsten, auch die Konzentration der Ermittler auf Sandas Freund verhinderte die Aufklärung des Falles.
Doch nach so vielen Jahren glaubt Corales eine Spur nach Nordeuropa gefunden zu haben.
Hier tauchten im Laufe der Jahre immer wieder Leichen auf, die ähnliche Markierungen aufwiesen und das Opfer hatte am Tag vor seinem Tod Kontakt zu zwei schwedischen Männern.
Als Rekke zusagt sich den Fall anzuschauen ahnt er nicht, dass er damit förmlich ein Erdbeben in der Stockholmer Literaturszene auslösen wird. Viel zu sehr ist er mit dem Opfer Sandra und ihrer faszinierenden Novelle beschäftig. Die Novelle dreht sich um einen einsamen, ungeliebten Jagdhund der zum Sterben eine Eiche aufsucht.
Sandra beendete die Novelle am Tag ihres Todes und auch sie starb unter einer Eiche ...


Fazit:
Ich habe von David Lagercrantz die Fortsetzung von "Millenium" gelesen und irgendwann war "Millenium" für mich einfach fertig.
Ich habe mich dann (leider) nicht mehr für Bücher von David Lagercrantz interessiert und somit die ersten beiden Bände der Reihe um Rekke & und Vargas verpasst.
Das ärgert mich, denn ich fand "Das Zeichen des Fremden" so richtig, richtig gut.
Dieses Buch ist mein bisheriges Thriller und Krimi Highlight des Jahres und ich glaube fast, es wird auch nicht "entthront" werden.
Hans Rekke, als Ermittler, ist eigen und entspricht so gar nicht dem Bild, das man von einem Ermittler hat. Er ist klug, gebildet aber auch bipolar. Trotzdem fesselte er mich von der ersten Seite an. Rekke begreift und analysiert in Blitzgeschwindigkeit Zusammenhänge und ordnet sie richtig ein, doch in persönlichen Beziehungen zeichnet er sich durch eine gewisse Unbeholfenheit aus.
Micaela Vargas ist ebenfalls klug, doch in diesem Band kämpft sie anfangs mit extremen körperlichen Beschwerden, sodass sie sich dem Fall immer nur sporadisch widmen kann. Nichtsdestotrotz bringt sie ihr "Riecher" auch die richtige Spur.
Die Ermittlungen von Rekke und Vargas werden von Rückblicken begleitet. Rückblicke auf den letzten Tag in Sandras Leben und die Entwicklung ihrer Novelle.
Fast ein Buch im Buch ...
Mich hat Sandras Novelle sehr begeistert. Die Geschichte um den Galgo, die von großer Trauer und Einsamkeit zeugt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. 
Je weiter das Buch voranschritt, desto mehr wurden für mich der Galgo und Sandra eins. 
Wahrscheinlich hat Lagercrantz auch genau das bezweckt ;) , aber davon abgesehen hat er mit Hilfe der Novelle eine Bilderwelt geschaffen, die in mir noch lange nachhallen wird.
Auf jeden Fall hat Lagercrantz damit gezeigt, dass er auf vielerlei Ebenen ein großes schriftstellerisches Talent besitzt.


Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar