Samstag, 16. November 2024

"Abgrund" von Robert Harris


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  • Heyne Verlag
  • gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 510
  • Erscheinungstermin: 6. November 2024
  • ISBN: 9783453273726
  • 25,00 Euro

Klappentext:

Sommer 1914. Die Welt am Rande der Katastrophe.

In London hat die 26-jährige Venetia Stanley - aristokratisch, klug, unbekümmert - eine Affäre mit Premierminister H. H. Asquith, einem Mann, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Er schreibt ihr wie besessen Liebesbriefe und teilt ihr die heikelsten Staatsgeheimnisse mit.

Während Asquith das Land unfreiwillig in den Krieg gegen Deutschland führt, untersucht ein junger Geheimdienstoffizier die widerrechtliche Enthüllung streng geheimer Dokumente - und plötzlich wird aus einer intimen Affäre eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit, die den Verlauf der politischen Geschichte verändern wird.
(Quelle: Heyne Verlag)


Was passiert:
Premierminister H. H. Asquith, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von sechs Kindern, regiert Großbritannien in schwierigsten Zeiten. Doch so sehr ihn die Politik auch fordert, Zeit für seinen Hang zu jungen Frauen hat er dennoch.
Seine derzeitige Geliebte ist die junge und kluge Venetia Stanley.
Während Margot, Asquiths Frau, immer weiß welche Frau gerade in der Gunst ihres Mannes steht, vermuten und ahnen Venetias Eltern nur.
Deswegen sorgen sie dafür, dass sich Venetia möglichst weit weg von London aufhält. Erst in der Sommerfrische in Wales und anschließend soll sie mit ihrer Mutter nach Indien reisen.
Das Bestreben Venetias Eltern ändert nichts an der Nähe zwischen Asquith und ihr. Im Gegenteil, da sie sich nicht mehr sehen können schreiben sie sich mit einer fast besessenen Intensität unzählige Briefe.
Während Venetia in ihren Briefen oft belanglose Alltäglichkeiten berichtet, bezieht der Premierminister sie immer mehr in seine politischen Entscheidungen mit ein. Er schickt ihr höchstgeheime Informationen und zu guter Letzt sogar Originaldokumente...


Fazit:
Wie schafft es Robert Harris nur aus so einem langweiligen Stoff wie die Wochen vor Beginn des ersten Weltkriegs in Großbritannien, einen Roman zu schreiben den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte?
Bisher hat mich jedes seiner Bücher fasziniert und gefesselt und auch "Abgrund" hat mich so richtig gepackt.
Harris gibt den Namen in trockenen historischen Fakten ein Gesicht und Charakter. Schlagartig werden die Persönlichkeiten lebendig und begreifbar.
Winston Churchill ist dann nicht mehr nur der Mann auf dem Foto, der mir nichts sagt, sondern er wird zu einem listigen Fuchs, von dem man weiß, er wird es weit bringen.
Asquith, den ich immer ein wenig als Kriegstreiber wahrnahm, stellte sich auch als solcher heraus. Allerdings nicht als Kriegstreiber im herkömmlichen Sinne, er schien vielmehr gar nicht zu verstehen, in welche Situation er Großbritannien manövrierte. Noch wenige Tage vor dem Kriegseintritt verneinte er die Wahrscheinlichkeit vehement.
Besonders interessant war für mich seine Abhängigkeit von Venetia Stanley. Die historisch belegten Briefwechsel wurden lebendig und bekamen eine Bühne.
Obwohl ich mich zwischendurch immer wieder fragte, was er eigentlich von Venetia möchte. Eine leidenschaftliche Affäre wohl nicht. Bestätigung? Als Mann? Als Politiker? Oder war es jemand, der aus der Distanz eines Briefwechsels die Illusion von Nähe schöpfte?
Egal ;), wichtig ist, dass ich es nicht für möglich gehalten habe, dass mich eine farblose Persönlichkeit wie Premierminister H. H. Asquith so fesseln könnte.
Robert Harris hat mir mit diesem Buch nicht nur absolut unterhaltsame Lesezeit geschenkt, sondern er hat mir wichtiges geschichtliches Wissen mitgegeben, ohne das dies auch nur eine Minute Langweilig gewesen wäre.
Seine akkuraten Recherchen und die lebendige Art zu erzählen haben einen richtig tollen Roman erschaffen, den ich wirklich gerne gelesen habe.


Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar


Sonntag, 10. November 2024

"Dein ist die Schuld" von Mary Higgins Clark / Alafair Burke

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  •  Laurie-Moran Bd. 8
  • Heyne Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Originaltitel: It Had To Be You
  • Seitenzahl: 320
  • Erscheinungstermin: 6. November 2024
  • ISBN-13: 9783453274860
  • 22,00 Euro



Klappentext:
Sie sind Zwillingsbrüder, die vorbildlicher nicht sein könnten: gut aussehend, klug, beliebt. Bis einer von ihnen kaltblütig die Eltern ermordet. Der andere hat ein wasserdichtes Alibi. Welcher der Zwillinge hat sich in der schwülen Sommernacht wirklich am Tatort aufgehalten und welcher nicht? Ist es möglich, dass sie gemeinsam den perfekten Mord geplant haben? Jahre später beschuldigen beide sich gegenseitig. Denn mittlerweile haben sie selbst Familien gegründet - und einiges zu verlieren. Laurie Moran soll in ihrer Sendung »Unter Verdacht« den Cold Case lösen. Mit ihren Recherchen holt sie eine Gefahr, die lange in der Vergangenheit begraben war, wieder ans Tageslicht.
(Quelle: Heyne Verlag)


Was passiert:
 10 Jahren ist es her, als Freunde und Familie den Collegeabschluss der Zwillinge Ethan und Simon Harrington groß feierten. Am Ende des Abends waren die Harrington Kinder Waisen denn Sarah und Richard Harrington wurden ermordet.
Da der Range Rover der Zwillinge von einer Überwachungskamera erfasst wurde, war sofort klar: es kann nur einer der Jungs gewesen sein.
Ethan und Simon beschuldigten sich gegenseitig und die Tat konnte keinem der beiden nachgewiesen werden.
Jetzt, 10 Jahre später, haben die Zwillinge keinen Kontakt mehr zueinander, geben aber dem jeweils anderen immer noch die Schuld.
Frankie Harrington, das Nesthäkchen, ist mittlerweile eine erwachsene Frau und möchte endlich Klarheit haben und mit dem Mord an ihren Eltern abschließen.
Sie bittet Laurie Moran um Hilfe. Laurie ist Produzentin der Cold Case Sendung "Unter Verdacht" und sie hat eine Aufklärungsquote von 100%.
Widerwillig stimmen Ethan und Simon dem Projekt zu und Laurie macht sich an die Arbeit.
Der Fall wimmelt nur so von losen Fäden und ungehörten Zeugen, die Polizei damals schoss sich auf die Zwillinge ein und untersuchte deswegen keine Spuren, die in eine andere Richtung gezeigt haben.
Simon berichtete damals von einem gewalttätigen Übergriff seines Vaters, doch die Ermittler gingen davon aus, dass Simon log, waren die Harringtons doch die perfekte Familie.
Laurie findet aber recht schnell heraus, dass nicht jeder in der Familie so perfekt war, wie es schien .....


Fazit:
Ein angenehmer Krimi, der sich perfekt als Feierabendlektüre nach einem anstrengenden Arbeitstag eignet.
Ich mag die Krimis von Mary Higgins Clark, bzw Alafair Burke sehr gerne. Sie sind nicht so blutig und die Abgründe in den Tätern sind zwar nicht unbedingt seicht, aber auch nicht so, dass sie einem den Schlaf rauben.
Wenn ich müde von der Arbeit komme, mag ich zwar noch etwas Crime und Thrill aber es soll sich in Grenzen halten.
Genau diese Grenze wird hier eingehalten und ich kann unbesorgt schmökern.
Das Strickmuster der Krimis von Clark kennen wir ja aus vielen, vielen Büchern und auch Alafair Burke, die die Romane von Clark weiterschreibt, behält Clarks Stil bei.
Deswegen könnte ich dieses Buch auch vollkommen unbesorgt meiner Mutter oder Oma zu Weihnachten schenken. Ich weiß, sie haben ihren spannenden Krimi ohne das es sie zu sehr aufregt.
Der Fall selbst ist spannend aber auch sehr tragisch. Gerade das Schicksal der Mutter, Sarah Harrington, berührte mich sehr. Was musste sie alles erdulden und so viel Leid im Verborgenen ... schrecklich. Aber ich will nicht zu viel verraten, Sarahs Schicksal wird erst in der zweiten Hälfte thematisiert ;)
Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen. Auf dem Cover steht zwar "Thriller" aber ich sah das Buch eher als Krimi an.
Ich freue mich auch sehr das Mary Higgins Clark nach ihrem Tod nicht aus der Buchwelt verschwunden ist und Alafair Burke ihren Namen weiterhin lebendig hält.

Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar.



Freitag, 8. November 2024

"Helden" von Frank Schätzing

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  • Kiepenheuer & Witsch Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 1035
  • Erscheinungstermin: 16. Oktober 2024
  • ISBN-13: 9783462000979
  • 36,00 Euro


Klappentext:
In seinem neuen epochalen Roman »Helden«, der den Weltbestseller »Tod und Teufel« kongenial fortsetzt, zeichnet Frank Schätzing das Bild einer abendländischen Gesellschaft im Umbruch. Vor dem Hintergrund gewaltiger Umwälzungen, in denen bereits die Renaissance und die Neuzeit aufscheinen, im ewigen Spannungsfeld von Macht und Moral, schickt Schätzing seinen Helden Jacop auf einen Höllenritt durch die Geschichte.

1263: Jacop der Fuchs steckt in Schwierigkeiten. Und zwar gewaltig, so wie vor drei Jahren, als er in eine Intrige Kölner Patrizier geriet und nur knapp dem Tod entging.
Danach hat sein Schicksal eine vielversprechende Wendung genommen. Er wurde ehrbar, vom Dieb zum Kaufmannslehrling. Doch wieder muss er um sein Leben laufen, kämpfen, schwimmen... gejagt von Geistern der Vergangenheit, schottischen Söldnern und der furchteinflößenden Blonden Hexe. Hineingeworfen in einen Sturm, der ganz Europa erfasst, ausgelöst durch englische Barone, die nichts Geringeres planen, als ihren König zu entmachten und die absolute Monarchie abzuschaffen.
Was ist schiefgegangen? Wäre Jacop bloß in Köln geblieben, bei seinen Freunden. Doch auch da spitzen sich die Machtkämpfe dramatisch zu...
(Quelle:Kiepenheuer & Witsch)


Was passiert:
1260: Jacop der Fuchs lebt in Köln und eigentlich geht es ihm nicht so schlecht. Von Jasper lernt er alles über Physik und Philosophie und hat in ihm einen verlässlichen Vertrauten gefunden, Richmodis, die Tochter von Jaspers Schwagers ist ihm sehr zugetan und auch er kann sich vorstellen an Richmodis gebunden zu sein ...
Langsam aber sicher wird aus ihm ein ehrbarer junger Mann, doch etwas zerrt an ihm, lässt ihn Unvollständig sein, und so kann er, als Richmodis in einem romantischen Augenblick die Heirat anspricht, nur flüchten. Er flüchtet nicht vor der Ehe und auch nicht vor Richmodis, er flüchtet vielmehr vor der Wahrheit.
Jacop hat den Tod seiner Familie noch immer nicht überwunden und tatsächlich kann er diese Tragödie gar nicht überwinden, denn sein Gedächtnis hat wichtig Passagen des Todestages ausgelöscht und Jacop weiß, dass er ohne diese Informationen nicht vollständig sein wird.
So verlässt Jacop zusammen mit Jasper Köln und kehrt nach Worringen zurück. Doch das ist erst der Beginn seiner Reise ...


Fazit:
Eine rasante Fahrt durch eine fremde und doch vertraute Welt. Von der ersten bis zur letzten Seite bunt, prall, magnetisch.
Frank Schätzing hat ein Werk geschaffen, dass nicht nur in seiner äußeren Erscheinungsform wuchtig und mächtig ist. Das Buch wiegt 1,2 kilo aber das ist auch das einzige was hier "schwer verdaulich" ist.
Äußerlich mag das Buch schwer wiegen, aber der Inhalt trug mich federleicht durch mehr als 1000 Seiten. Das soll aber nicht bedeuten, der Inhalt könnte seicht oder flach sein, ganz im Gegenteil. Selten habe ich mich mit solcher Leichtigkeit in ferne Zeiten begeben und in dieser Leichtigkeit so viele spannende und auch tiefgründige Momente erlebt.
Schätzing beschreibt das Mittelalter lebendig und in seiner ganzen Vielfalt. Bei uns herrscht ja noch immer das Bild vom finsteren Mittelalter vor, arm, erbärmlich und voller Dunkelheit. Pest, Klerus und Adel setzten die Menschen unter Druck und wenn weder Krankheit noch Obrigkeit Leben auslöschten fand irgendwo ein Krieg statt. In "Helden" wird natürlich auch diese Seite des Mittelalter beschrieben, aber neben dieser Dunkelheit kommt auch das pralle bunte Leben nicht zu kurz. Liebe, Sehnsucht nach Bildung und Wissen sowie Zeitvertreib hatten im Mittelalter nämlich ebenso einen Platz wie heute bei uns.
Mich hat die Geschichte durchgehend gefesselt. Manchmal, wenn mir die Intrigen ein bißchen viel wurden, begegnete mir Richmodis mit ihrer Sehnsucht nach Jacop und meine (Lese)Welt war wieder in Ordnung.
Das hat Schätzing, neben einer richtig guten Recherche und den passenden Adjektiven am richtigen Platz, wirklich gut hinbekommen: die zarte Liebe und Sehnsucht die Richmodis an Jacop bindet.
Die richtige Dosis Romantik halt, also nicht zu kitschig aber auch nicht zu trocken.
Zum Schluss konnte ich mich nur schwer von dem Buch lösen und las immer weniger Seiten am Tag. Solch ein Leseverhalten zeigt mir immer das ich in der Buchwelt bleiben möchte und mir das Buch wirklich viel gibt.
Ich habe mir auch etliche Stellen markiert, weil mir die Gedanken dort so sehr gefielen. Das Gedankenspiel über die Zeit auf Seite 88 liebe ich sehr.
Ein bisschen gefuchst (haha Wortspiel für andere die das Buch schon durch haben) hat mich, dass am Ende ein loser Faden vom Anfang wieder aufgenommen wurde.
Jetzt muss ich tatsächlich auch das nächste Buch der Reihe lesen.
"Helden" ist die Fortsetzung von "Tod und Teufel" aber es ist nicht zwingend notwendig "Tod und Teufel" zu lesen um "Helden genießen zu können.


Vielen Dank an den Kiepenheuer & Witsch Verlag für dieses wunderbare Rezensionsexemplar