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- Heyne Verlag
- gebundenes Buch
- Seitenzahl: 510
- Erscheinungstermin: 6. November 2024
- ISBN: 9783453273726
- 25,00 Euro
Klappentext:
Sommer 1914. Die Welt am Rande der Katastrophe.
In London hat die 26-jährige Venetia Stanley - aristokratisch, klug, unbekümmert - eine Affäre mit Premierminister H. H. Asquith, einem Mann, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Er schreibt ihr wie besessen Liebesbriefe und teilt ihr die heikelsten Staatsgeheimnisse mit.
Während Asquith das Land unfreiwillig in den Krieg gegen Deutschland führt, untersucht ein junger Geheimdienstoffizier die widerrechtliche Enthüllung streng geheimer Dokumente - und plötzlich wird aus einer intimen Affäre eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit, die den Verlauf der politischen Geschichte verändern wird.
(Quelle: Heyne Verlag)
Was passiert:
Premierminister H. H. Asquith, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von sechs Kindern, regiert Großbritannien in schwierigsten Zeiten. Doch so sehr ihn die Politik auch fordert, Zeit für seinen Hang zu jungen Frauen hat er dennoch.
Seine derzeitige Geliebte ist die junge und kluge Venetia Stanley.
Während Margot, Asquiths Frau, immer weiß welche Frau gerade in der Gunst ihres Mannes steht, vermuten und ahnen Venetias Eltern nur.
Deswegen sorgen sie dafür, dass sich Venetia möglichst weit weg von London aufhält. Erst in der Sommerfrische in Wales und anschließend soll sie mit ihrer Mutter nach Indien reisen.
Das Bestreben Venetias Eltern ändert nichts an der Nähe zwischen Asquith und ihr. Im Gegenteil, da sie sich nicht mehr sehen können schreiben sie sich mit einer fast besessenen Intensität unzählige Briefe.
Während Venetia in ihren Briefen oft belanglose Alltäglichkeiten berichtet, bezieht der Premierminister sie immer mehr in seine politischen Entscheidungen mit ein. Er schickt ihr höchstgeheime Informationen und zu guter Letzt sogar Originaldokumente...
Fazit:
Wie schafft es Robert Harris nur aus so einem langweiligen Stoff wie die Wochen vor Beginn des ersten Weltkriegs in Großbritannien, einen Roman zu schreiben den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte?
Bisher hat mich jedes seiner Bücher fasziniert und gefesselt und auch "Abgrund" hat mich so richtig gepackt.
Harris gibt den Namen in trockenen historischen Fakten ein Gesicht und Charakter. Schlagartig werden die Persönlichkeiten lebendig und begreifbar.
Winston Churchill ist dann nicht mehr nur der Mann auf dem Foto, der mir nichts sagt, sondern er wird zu einem listigen Fuchs, von dem man weiß, er wird es weit bringen.
Asquith, den ich immer ein wenig als Kriegstreiber wahrnahm, stellte sich auch als solcher heraus. Allerdings nicht als Kriegstreiber im herkömmlichen Sinne, er schien vielmehr gar nicht zu verstehen, in welche Situation er Großbritannien manövrierte. Noch wenige Tage vor dem Kriegseintritt verneinte er die Wahrscheinlichkeit vehement.
Besonders interessant war für mich seine Abhängigkeit von Venetia Stanley. Die historisch belegten Briefwechsel wurden lebendig und bekamen eine Bühne.
Obwohl ich mich zwischendurch immer wieder fragte, was er eigentlich von Venetia möchte. Eine leidenschaftliche Affäre wohl nicht. Bestätigung? Als Mann? Als Politiker? Oder war es jemand, der aus der Distanz eines Briefwechsels die Illusion von Nähe schöpfte?
Egal ;), wichtig ist, dass ich es nicht für möglich gehalten habe, dass mich eine farblose Persönlichkeit wie Premierminister H. H. Asquith so fesseln könnte.
Robert Harris hat mir mit diesem Buch nicht nur absolut unterhaltsame Lesezeit geschenkt, sondern er hat mir wichtiges geschichtliches Wissen mitgegeben, ohne das dies auch nur eine Minute Langweilig gewesen wäre.
Seine akkuraten Recherchen und die lebendige Art zu erzählen haben einen richtig tollen Roman erschaffen, den ich wirklich gerne gelesen habe.
Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar