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Sonntag, 26. Mai 2019

"Earth" von Hansjörg Thurn




  • Earth Bd. 1
  • Broschiertes Buch
  • Piper Verlag
  • 314 Seiten
  • Erscheinungstermin: 02. Mai 2019
  • ISBN: 9783492061384
  • 15 Euro



Klappentext:
Durch ein mysteriöses Foto gerät das Leben der Berliner Studentin Brit aus den Fugen: 
Es zeigt sie mit einem Baby und einem Fremden auf der Flucht. Zur gleichen Zeit entgeht dieser Mann, Khaled Jafaar, Professor an der Universität in Münster, nur knapp einem Anschlag. Eine Hackergruppe namens "Earth" behauptet, eine Nachricht aus der Zukunft erhalten zu haben, laut derer allein er und die ihm unbekannte Brit die Menschheit retten können. Denn sie werden die Eltern jenes Mannes sein, der den Kampf Davids gegen Goliath, zwischen "Earth" und dem totalitären System des Jahres 2045, anführen wird. Doch stammt diese Nachricht wirklich aus der Zukunft? Und wenn nicht, wer steckt dann dahinter? Und kann die Zukunft überhaupt verhindert werden, bevor sie beginnt?
(Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Ben Jafaar, Physiker und Computerspezialist gründete vor einigen Jahren die Hackergruppe "Earth". Für diese Hackergruppe verließ Ben Jafaar seine Familie und brach alle Kontakte ab.
Vor vier Jahren verschwand Ben ganz, er stürzte über Lybien ab, aber seine Leiche wurde nie gefunden.
Khaled Jafaar, Bens Sohn hat sich mit dem Tod seines Vaters abgefunden und lebt in Münster. Als Dozent an der Uni und glücklich mit seiner Fra Milena verheiratet führt er ein gutes, sorgenfreies Leben.
Khaled kennt die in Berlin lebende Brit Kuttner nicht und hat mit ihr überhaupt keine gemeinsamen Berührungspunkte.
Für Brit ist Khaled auch ein gänzlich Unbekannter, bis sie sich auf einem Foto mit ihm entdeckt.
Auf ihrem Berliner Campus wird Brit von einem Fremden angesprochen und zu einem Treffpunkt gebeten. Dort angekommen, sieht Brit nur noch, wie der Fremde ermordet wird.
Brits Mutter Lisa, BKA Beamtin, wird mit dem Fall betraut, da sich in den Unterlagen des Toten ein Foto befand, auf dem Brit, Khaled und ein Baby abgebildet sind.
Jedoch kennen sich weder Brit noch Khaled, noch kennen beide den Toten.
Der Tote gehörte zur Organisation "Earth" und binnen kurzer Zeit sterben rund um den Erdball Angehörige der Hackergruppe. Auch Brit und Khaled schweben in akuter Gefahr und entkommen nur knapp einem Mordanschlag.
Jemand versucht "Earth" und die Menschen auf dem Foto zu vernichten.
Um zu überleben schließen sich Khaled und Brit "Earth" an und suchen nach der Herkunft des Fotos.
Das Foto, so finden sie heraus, stammt aus der Zukunft und wurde aus den Archiven der mysteriösen norwegischen Firma Tantalos gefischt.
Doch Tantalos scheint nicht nur einen direkten Draht in die Zukunft zu haben, auch Ben Jafaar, der Gründer von "Earth" ist mit Tantalos verwoben......


Fazit:
Hansjörg Thurns Romandebüt ist ein absolut gelungener Near-Future-Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.
Brit und Khaled geraten völlig überraschend in einen Thriller, der die Beiden wie auch den Leser durch Raum und Zeit jagt. 
Dabei kann der Leser nicht nur eine sehr spannende Story genießen, sondern sich auch mit der Frage beschäftigen, ob modernste Computertechnologien irgendwann die (uns bekannten) physikalischen Gesetze überholen werden.
Wenn ich die Zukunft kenne, werde ich die Gegenwart verändern, damit ich eine andere Zukunft erwarten kann?
Wenn ich jetzt weiß, dass es an der nächsten roten Ampel einen Auffahrunfall geben wird, werde ich weiterfahren, auch auf die Gefahr hin, selbst Unfallbeteiligter zu sein oder werde ich rechts ran fahren und warten? Vielleicht passiert dann gar kein Unfall und der nette Mann vom Abschleppdienst lernt nicht die junge Frau mit dem eingebeulten Heck kennen, beide werden nicht heiraten und keine Kinder bekommen, dabei wäre  das mittlere Kind der zukünftige Kanzler Deutschlands geworden. 
Nun gut, dann wird eben jemand anderes in Zukunft Kanzler ... wird dann aber die Zukunft eine andere sein?
Nur, wenn ich weiß, wie die Zukunft sein wird. Das wissen wir aber nicht .... also ist es von unserem Standpunkt aus egal ob man rechts ran fährt und dadurch einen Unfall verpasst, oder ob man an der nächsten Ampel dem Vordermann hinten drauf fährt.
Es wird erst einmal nichts mit einem zukünftigen Kanzler zu tun haben.
Für Brit und Khaled ist es nicht egal, denn sie sehen wie Handlungen heute die Zukunft beeinflussen, oder wie ein Wissen um die Zukunft ein heutiges Handeln verändert.
Hansjörg Thurn bearbeitet diese Frage auf eine logische und klare Weise, ohne jedoch trocken und langweilig zu wirken. Alles ist in die rasante Geschichte eingebaut, sodass diese Überlegungen innerhalb des Plots passieren ohne einen Bruch im Ablauf zu bewirken.
Die Figuren sind alle plastisch beschrieben ohne überladen zu sein. Sie haben ihre Funktion in der Handlung und füllen diese sehr gut aus ohne die Geschichte an sich zu reißen.
Alles in allem ist das Buch ein wirklich tolles Romandebüt und ich fiebere nun dem zweiten Band entgegen.
Zum Glück lässt dieser nicht lange auf sich warten, er erscheint schon im August.

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar



Sonntag, 12. Mai 2019

Rezension "Fünf plus Drei" von Arne Dahl





  • Piper Verlag
  • Klappenbroschur
  • 416 Seiten,
  • Erscheinungstermin: 04.09.2018
  • ISBN:  978-3-492-05812-4
  • € 16,99

Klappentext:
Sam Berger wird gejagt – für einen Mord, den er nicht begangen hat. Doch dann braucht der Geheimdienst seine Hilfe: Der unter dem Tarnnamen Carsten operierende Ex-Geheimdienstler hält ein Mädchen in seiner Gewalt. Und Sam Berger ist der einzige, der sie finden kann. Er setzt sich auf Carstens Fährte, der er nur allzu leicht folgen kann. Denn Carsten verfolgt einen perfiden Plan – er will, dass Berger das Mädchen findet: Sie ist der Schlüssel zu einem terroristischen Verbrechen, das ganz Schweden bedrohen könnte ... (Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Sam Berger ist vielleicht gerade der einsamste Mensch Schwedens
Von der Säpo als meistgesuchter Mörder gejagt, gerade einen Mordanschlag durch Carsten entgangen, von seinen Zwillingen durch tausende Kilometer und viele Länder getrennt versteckt sich Sam alleine auf den Schären und Molly Bloom, die sein Kind unter dem Herzen trägt, liegt im Koma.
Sam Berger wird allerdings auch gebraucht, August Steen, Sams Chef,  ist verschwunden und jemand nimmt Kontakt zu ihm und Bloom auf. Von seinem Safe House aus, in dem er vor der Säpo versteckt wurde, versucht er herauszufinden wer Steen entführt hat und vor allem, warum er entführt wurde.
Gleichzeitig erwacht Molly Bloom vollkommen überraschend aus dem Koma und verschwindet aus dem Krankenhaus.
Auch Molly sucht Steen und auch Molly muss sich mit Carsten auseinandersetzen, doch Berger und Bloom haben beide unterschiedliche Ziele und Berger weiß nicht, inwieweit er Molly Bloom überhaupt noch vertrauen kann.
Doch Berger hat nicht viel Zeit sich mit Blooms Motiven zu beschäftigen, denn plötzlich schweben seine Zwillinge in Lebensgefahr.
Sam Berger muss nun aus seinem Versteckt kommen um seine Zwillinge zu retten und wird damit zur Zielscheibe für Carsten


Fazit:
Mich fesselt die Geschichte um Sam Berger und Molly Bloom ungemein.
Was im ersten Band begann, wurde hier zum Teil zu Ende geführt, doch weiß man genau, dass es noch kein wirkliches Ende gibt.
Hinter der Geschichte, liegt also noch eine Geschichte, die sich im nächsten Band entpuppen muss.
Es passiert unheimlich viel mit Berger, ohne dass er Einfluss darauf hat oder es steuern, kontrollieren könnte. In irgendetwas muss Sam also noch verwoben sein…..
Sam, als Figur, ist mir vielleicht etwas zu verschlossen aber er ist auf jeden Fall der perfekte Protagonist um die Geschichte zu tragen.
Ich fand das Buch sehr spannend, auch gerade weil Arne Dahl mit „Carsten“ einen Fiesling geschaffen hat, denn man unbedingt beseitigt sehen möchte.
Bald kommt der nächste Band heraus und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Sam und Molly weitergeht.

Sonntag, 10. März 2019

Rezension "1793" von Niklas Natt och Dag

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  • Piper Verlag
  • Broschiertes Buch
  • 494 Seiten
  • Erscheinungstermin: 1. März 2019
  • ISBN: 9783492061315
  • 16,99 Euro
  Klappentext: "Ein Meisterwerk. Ein wilder und ungewöhnlicher Mix, der das ganze Krimigenre revolutioniert." Arne Dahl Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausamen Fund aufzuklären: den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für "besondere Verbrechen" zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten ... Der Nummer-1-Bestseller aus Schweden "Stellen Sie sich 'The Alienist - Die Einkreisung' im Stockholm des 18. Jahrhunderts vor: wuchtig, blutig, vielschichtig, herzzerreißend spannend. '1793' ist der beste historische Krimi, den ich in zwanzig Jahren gelesen habe!" A. J. Finn (Quelle: Piper Verlag)   Kurze Zusammenfassung: Im Stockholmer See Fatburen wird die übel zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Der Tote wurde anscheinend gefoltert, Nägel, Augen, Zähne und Gliedmaßen wurden entfernt und der Torso wie Müll in den See geworfen. Mickel Carrel findet die Leiche in der Kloake und begegnet so dem Ermittler Cecil Winge. Carrel, ein vom Krieg und Elend gezeichneter Krüppel und Winge, der dem Tod geweihte Ermittler aus höheren Kreisen, nehmen sich des Falles an und versuchen gemeinsam den Mörder zu finden. Cecil Winge weiß, dass ihm nicht viel Zeit bleibt, seine Tuberkuloseerkrankung ist im letzten Stadium, doch will unbedingt den grausamen Mörder fassen. Je näher Winge und Carrel der Aufklärung kommen, desto größer werden die Widerstände, die sich ihnen in den Weg stellen. Anscheinend sind an diesem Mord mehr Menschen beteiligt, als vermutet und die Kreise, die eine Aufklärung verhindern wollen, sind machtvoll und einflussreich ....

Fazit:
Dunkel, aufwühlend und hochgradig spannend! Hier hatte ich einen richtig guten nordischen Krimi vor mir liegen, der alle Elemente, die an skandinavischen Thrillern so begeistern, bietet.  Diese dichte und abgründige Geschichte hat Niklas Natt och Dag bildgewaltig im Jahr 1793 inszeniert und den sowieso schon dunklen nordischen Krimi in eine noch dunklere Kulisse versetzt. Wie wir es aus dem Genre kennen, bilden verschiedene Handlungsstränge die Grundlage. Diese verweben sich nach und nach und ergeben zum Schluss ein Gesamtbild. Hier sind die Handlungsstränge aus den Ermittlungen von Winge und Carrel, den Briefen von Blix an Anna-Stina und Anna-Stinas Geschichte gebildet. Durch die Briefe und Anna-Stinas Geschichte erfährt der Leser immer wieder Details, die den Ermittlern noch verborgen sind, trotzdem ist der Leser den Ermittlungen nicht voraus, er muss warten, bis Mickel Carrel und Cecil Winge ihm den Weg zur Lösung zeigen.
Carrel und Winge sind beides keine einfachen Menschen und beide tragen ein hartes Schicksal.
Mickel Carrels Schicksal ist hart, weil er dort geboren wurde, wo die Sonne selten hell scheint und Sorglosigkeit unbekannt ist.
Cecil Winge steht eher auf der Sonnenseite des Lebens, jedoch hat der mit Tuberkulose zu kämpfen und er weiß, dass diese Krankheit sein Leben beenden wird.
Beide Männer können kaum unterschiedlicher sein, haben im Leben eigentlich keine Berührungspunkte und nun müssen sie es schaffen ein funktionierendes Team zu bilden.
Mir haben diese unterschiedlichen Charaktere sehr gut gefallen, denn sie haben mit ihren Geschichten dem Roman eine zusätzliche Tiefe verliehen. Niklas Natt och Dag hat mit Worten solch intensive Bilder gemalt, dass ich den Dreck der Stockholmer Gossen förmlich riechen konnte und bisweilen hatte ich dass Gefühl, die Sonne schafft es niemals sich einen Weg durch diese Düsternis zu bahnen. Eigentlich habe ich mit historischen Romanen nicht viel zu tun, meist, weil ich das Gefühl habe, die Zeiten werden verklärt und mystifiziert. Hier ist das überhaupt nicht der Fall. Der Autor beschreibt das Jahr 1793 schonungslos und entführt den Leser in eine Phase voller Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit und ich war beim Lesen unendlich froh im Jahr 2019 zu leben. Mich hat dieser Roman sehr begeistert, obwohl ich lange gebraucht habe diese intensive und packende Geschichte wieder loszulassen.   Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar



                                              Autorenfoto von Niklas Natt och Dag, Copyright Gabriel Liljevall










Wer jetzt gerne selbst in diesen Roman hinein schnuppern möchte findet hier die Leseprobe

Sonntag, 21. Oktober 2018

Rezension "In Staub und Asche" von Anne Holt




  • Hanne Wilhelmsen .10
  • Piper Verlag
  • Gebundenes Buch
  • 413 Seiten
  • Erscheinungstermin: 2. Oktober 2018
  • ISBN: 9783492056977
  • 22 Euro


Klappentext:
Jonas Abrahamsen hat 12 Jahre für den Mord an seiner Frau verbüßt. Zu Unrecht, davon ist Kommissar Henrik Holme überzeugt. Noch während er mit Hanne Wilhelmsen in diesem Cold Case ermittelt, gibt es eine zweite Tote: Es ist eine prominente Rechtsradikale. Weder Henrik noch Hanne glauben an die Theorie vom Selbstmord - warum sollte eine Frau, die in ihren Kreisen als Heldin gefeiert wurde, ihrem Leben ein Ende setzen? Als Hanne eine Verbindung zu ihrem alten Fall entdeckt, ist es fast zu spät - denn Abrahamsen hat ein 3-jähriges Kind entführt und will endlich Rache nehmen. - Das glänzende Finale für eine Kultermittlerin, in dem es um die großen Themen der skandinavischen Kriminalliteratur geht: Schuld und Sühne, Schmerz und tiefe Rache.
(Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Iselin Havorns Leben endete durch einen Gemüse-Smoothie versetzt mit Antidepressiva. Die berühmte Bloggerin aus der rechten Szene war gerade auf dem Höhepunkt ihres Erfolges und hatte gar keinen Grunde sich das Leben zu nehmen.
Das sieht nicht nur Iselins Umfeld so, sondern auch Hanne Wilhelmsen.
Hanne stürzt sich in diesen Fall und hat keine Kapazitäten für eine andere Ermittlung.
Jonas Abrahamsen, ein verurteilter Mörder, der bis zuletzt seine Unschuld beteuert, wird vorzeitig entlassen und sein Fall soll noch einmal aufgerollt und überprüft werden.
Da Hanne zu sehr mit Iselins Selbstmord beschäftigt ist, muss Henrik Holme alleine herausfinden, ob Abrahamsen schuldig oder unschuldig ist.
Das beide Fälle irgendwie zusammengehören erkennt Hanne zu spät, denn nun ist Abrahamsen schon selbst aktiv geworden und fordert Rache für den Tod seiner Frau und für die Jahre im Gefängnis.
Abrahamsen hat ein Kind entführt und mit dieser Entführung kreuzt eine weitere Bloggerin den Weg von Wilhelmsen und Holme ....

Fazit:
Zur Zeit liebe ich skandinavische Krimis.
Diese verschachtelten Handlungsstränge, die problembeladenen Ermittler, die düstere Stimmung .... ich bin dem gerade absolut verfallen.
Von Anne Holt habe ich sehr lange nichts mehr gelesen und sie rückte jetzt durch die Miniserie "Modus" wieder in meinen Fokus.
Die Serie hat mir sehr gut gefallen, aber es ist ja immer ein bisschen gefährlich Film und Literatur zu vergleichen, aber hier in "In Staub und Asche" spielen ganz andere Ermittler eine Rolle und eine Verwechselungsgefahr ist überhaupt nicht gegeben.
"In Staub und Asche" hat mir sehr gut gefallen und nicht umsonst wird Anne Holt als "die ganz Große der nordischen Krimis" bezeichnet.
Sie deckt in dem Roman alle Facetten ab, die wir in skandinavischen Thrillern so lieben: Schuld, Rache, ein Sühneverlangen das generationenübergreifend ist und menschliche Verfehlungen, die ganze Familien in den Abgrund ziehen.
In den nordischen Krimis wiegt vieles wesentlich schwerer, als es das bei uns tun würde. Wo wir vielleicht mit einem Sturm der Entrüstung antworten würden, steht in diesen Thrillern, bei gleichen Untaten, der Mensch fast unlösbar am Abgrund.
Ich frage mich dann immer, ob wir hier vieles zu oberflächlich betrachten oder ob im skandinavischen Raum der Umgang mit Schuld und Sühne wesentlich existenzieller ist.
Aber genug der schweren Gedanken, zurück zum Buch. In diesem Buch spielt eine alte Schuld eine zentrale Rolle, für die auch nachfolgende Generationen büßen müssen.
Da es eine alte Schuld ist, ist der Zusammenhang zu heutigen Geschehen nicht sofort erkennbar, für die Ermittler nicht sofort sichtbar, aber der Leser ist hier dem Ermittlern gelegentlich einen Schritt voraus.
Für mich wird dadurch eine Geschichte oft spannender, weil ich so verfolgen kann, wie eine Tat ihre Fäden durch die Zeit spinnt, während die Ermittler nur ihre Informationen im Hier und Jetzt bekommen und verwerten können.
Mir gefallen auch die beiden Ermittler, Henrik Holme und Hanne Wilhelmsen sehr gut.
Sie ergänzen sich perfekt und und finden auch in getrennten Ermittlungen die gleichen Puzzlestücke.
Anne Holt hat hier wieder einen spannenden nordischen Krimi abgeliefert, der wohl leider das Finale des Ermittlerteams Wilhelmsen/ Holme sein soll.
Wenn es wirklich so sein sollte, fände ich das sehr, sehr schade, denn auch nach 10 Bänden haben die beiden Ermittler noch genug Lebendigkeit und Plastizität, dass sie von mir aus noch 10 Fälle klären könnten

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar

Rezension "Ewiges Leben" von Andreas Brandhorst




  • Piper Verlag
  • Broschiertes Buch
  • 698 Seiten
  • Erscheinungstermin: 2. Oktober 2018
  • ISBN: 9783492061339
  • 16,99 Euro

Klappentext:
Die Journalistin Sophia erhält einen scheinbar harmlosen Auftrag: Für den Biotechnologie-Konzern Futuria soll sie ein Porträt für die Firmengeschichte verfassen. Futuria wird wegen seiner Verdienste um die gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs und der Forschungen auf dem Gebiet der Lebensverlängerung geschätzt. Doch je tiefer Sophia gräbt, desto unheimlicher wird ihr das Unternehmen, dessen Gründer, der legendäre Salomon Leclerq, seit einigen Jahren verschwunden ist. Sie stößt auf Hinweise, dass Futuria den genetischen Schlüssel für die Unsterblichkeit gefunden hat. Doch hinter der Verheißung von ewigem Leben verbirgt sich ein düsteres Geheimnis, ein großangelegter Plan, den das Unternehmen verfolgt. Gemeinsam mit dem abtrünnigen Casper muss Sophia alles daransetzen, den Plan zu vereiteln. Denn Futuria hat nicht vor, sein Wissen nur zum Wohle der Menschheit einzusetzen ...
(Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Sophia Marchetti und ihr Kollege Borris versuchen für ihre Firma InterMedia einen großen Auftrag zu ergattern. Futuria, ein gigantischer Biotechnologiekonzern feiert Firmenjubiläum und vergibt den Auftrag für ein Portrait. Mit einem aufsehenerregenden Bericht über einen vermutlichen Terroranschlag auf Futuria gelingt ihnen der große Coup - InterMedia geht aus allen Bewerbungen als Gewinner hervor.
Doch Sophia ist in Bezug auf Futuria nicht die objektive Journalistin, die sie eigentlich sein sollte und in allen anderen Bereichen auch ist.
Sophia ist selbst an einem seltenen Knochenkrebs erkrankt und wird durch Futuria am Leben erhalten.
Kaum hat Sophias Firma den Auftrag erhalten beginnen in ihr die ersten Zweifel zu erwachen. Der vermeintliche Terrorist, dessen Anschlag Sophia den Auftrag verdankt, liegt nicht in seinem Grab, der Gründer von Futuria Salomon Leclerq ist seit Jahren verschwunden und der geheimnisvolle Casper übergibt ihr brisantes Geheimmaterial.
Anscheinend hat Futuria längst den Schlüssel zur Unsterblichkeit gefunden und ist nicht bereit ihn zu teilen.
Aber nicht nur Sophia macht sich auf den Weg um Futurias Geheimnis zu lüften, auch für Jossul, Futurias Gegenspieler, ist die Unsterblichkeit ein zentrales Thema. Allerdings versucht Jossul die als unsterblich identifizierten Menschen zu töten und so Gottes Plan wieder einzusetzten.
An diesen Plan Gottes glaubt der Papst eigentlich auch, doch dieser hat erkannt, dass die von Futuria entwickelte Unsterblichkeit den Tod der Kirche bedeutet und der Kirche nichts anderes übrig bleibt, als sich Futuria anzuschließen und die Unsterblichkeit als von Gott gewollt zu erklären. 
Je tiefer Sophias Recherchen zum Kern Futurias vordringen, desto klarer wird ihr, dass sie nicht die Einzige ist, die versucht an den Schlüssel des Geheimnisses zu kommen und das hinter dem Geheimnis nicht die versprochene verheißungsvolle Zukunft liegt, sondern ein skrupelloser Plan, den sie mit allen Mitteln verhindern muss.


Fazit:
Andreas Brandhorst hat hier einen rasanten Thriller geschrieben, der mir nicht nur Gänsehaut verursachte, sondern mich auch sehr zum Nachdenken anregte.
Ist die Entwicklung von Unsterblichkeit tatsächlich nur innerhalb der Kirchen ein Problem oder wäre es nicht generell ein Verbrechen am Menschen? Welche Folgen hätte körperliche Unsterblichkeit? Würde die Weltbevölkerung dadurch nicht ins unermessliche wachsen und müsste man dann nicht den Zugang zur Unsterblichkeit begrenzen? Wer würde diese Grenzen ziehen? Oder wäre nicht eine andere Art der Unsterblichkeit zu bevorzugen? Die Unsterblichkeit des Bewußtseins als Möglichkeit ewig zu Leben ohne die Erde über zu bevölkern wäre ein Weg ....
Mit all diesen Fragen setzt sich "Ewiges Leben" auseinander und baut dabei auf ein gelungenes Gegenspieler-Konzept.
Gut gegen Böse, Böse gegen noch Böser, vermeintlich Gut gegen vermeintlich Böse usw.
Durch die Anzahl der Gegenspieler und die vielen Facetten, die durch sie abgedeckt werden, bekommt der Roman reichlich Tempo und rast nur so durch virtuelle Welten und Mordkomplotte.
Sophia Marchetti wirkte auf mich anfangs recht nichtssagend und blass, aber im Laufe des Romans entwickelt sie sich zur Kämpferin mit Charakter.
So wurde Sophias Entwicklung sichtbarer und eindrucksvoller. Aber auch alle anderen Charaktere sind sehr stark entwickelte Figuren, die diese tiefschürfende Geschichte hervorragend mittragen.
Dies war mein erster Roman von Andreas Brandhorst, auch weil SiFi eigentlich nicht so mein Genre ist, aber Brandhorst hat mich voll und ganz überzeugt, auch weil hier SiFi keine große Rolle spielt, sondern die Macht eines Konzerns und die ethische Frage dahinter das zentrale Thema ist.
Ich fand diesen Thriller auf jeden Fall sehr gelungen und ich wurde bestens unterhalten.

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar

Freitag, 16. September 2016

Rezension "Sieben minus eins" von Arne Dahl



Klappentext:
Als er die Blutspuren in dem labyrinthischen Kellerverlies findet, ist sich Kriminalkommissar Sam Berger sicher: Das unerklärliche Verschwinden der jungen Frau steht mit früheren Fällen in Verbindung, es muss weitere Opfer desselben Täters geben. Nur fehlt von denen jede Spur. Mit seiner waghalsigen Theorie von einem Serientäter steht Sam Berger alleine da und gerät bald von mehreren Seiten unter Beschuss. Allan Gudmundsson, sein Chef, hat wenig Verständnis für Bergers riskante Alleingänge und droht, ihn zu feuern. Dann entdeckt Sam Berger Spuren. Spuren, die nur er lesen kann, gelegt von einem Menschen, der ihn allzu gut zu kennen scheint. Sie führen ihn zu einem verlassenen alten Bootshaus und von dort zu einer längst verloren geglaubten Erinnerung. Tief verborgen in Bergers Vergangenheit gibt es etwas, das ihn mit den brutalen Verbrechen verbindet. Etwas, das lange Zeit keine Bedeutung zu haben schien, und das der Täter jetzt mit gutem Grund ans Licht holt. "Sieben minus eins"
ist der Beginn einer neuen Krimiserie um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom - psychologisch raffiniert, voller abgründiger Wendungen und unerhört spannend.

( Quelle: Piper Verlag)



Kurze Zusammenfassung:
Sam Berger stürmt das Versteckt in dem ein 15 jähriges Mädchen gefangen gehalten wird. Doch er kommt zu spät, das Versteck ist geräumt und der Täter mit dem Mädchen verschwunden. Es ist nun schon das dritte 15 jährige Mädchen das verschwunden ist und Sam kam dem Täter bisher nicht näher.
Nun hat er aber zum ersten Mal eine heiße Spur, eine Verbindung zum Täter.
Eine junge Frau, die an jedem Tatort gesehen wurde ....
Doch der Täter spielt mit Sam und auch die junge Frau führt Sam nicht zum Ziel.
Mit Hilfe von Molly Blom kommt er der Lösung näher, doch Beide müssen sich ihrer Vergangenheit stellen und sich einen tödlichen Fehler eingestehen, der viele, viele Jahre zurück liegt.

Fazit:
Ich habe lange gebraucht um mich mit Sam Berger an zu freunden. Bisher war ich ein sehr großer Fan von Dahls "Paul Hjelm", und Sam Berger ist ein ganz anderer Typ Ermittler.
Sam Berger kämpft sehr stark mit seinen Schatten und seiner Vergangenheit, einhergehend mit einer ausgeprägten Beziehungsunfähigkeit. Er ist eigentlich ein Einzelkämpfer und wird hier in eine Partnerschaft geworfen, die er schwer kontrollieren kann.
Auch ist dieser Roman wesentlich "skandinavischer", düsterer und verworrener als die Bücher aus der Paul Hjelm-Serie.
Sam Berger hat sehr viel Tiefe und hinter ihm liegt Schuld und auch Versagen. Daran scheint er immer wieder zu zerbrechen, aber er ist sich auch seiner Aufgabe bewusst und stellt sich dieser Aufgabe mit gnadenloser Konsequenz.

Es dauerte eine Zeit bis ich Sam Berger und seine Geschichte verstehen konnte, aber dann hat mich der Roman total gepackt.
Doch kaum meinte ich, den Faden gefunden zu haben, überraschte mich Arne Dahl mit einer neuen Wendung. Meist eine, mit der ich nicht gerechnet habe und wieder konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen.

Die Geschichte ist sehr böse, absolut spannend und ein hervorragender Einstieg in eine neue Ermittlerreihe.




€ 16,99 € 
Piper Verlag
Erschienen am 01.09.2016  
416 Seiten, Klappenbroschur 
ISBN: 978-3-492-05770-7

Sonntag, 19. September 2010

Rezension: Ich will dich nicht töten von Dan Wells




400 Seiten
€ 12,95
Piper Verlag
ISBN: 978-3-492-26781-6

Klappentext:
Meine wichtigsten Regeln lauten: Sieh Mädchen nicht an.
Sprich nicht länger mit ihnen als nötig. Und, um Gottes willen, verlieb dich nicht in sie! Doch nun ist da Marci, und sie ist unwiderstehlich.
Ich möchte mit ihr zusammen sein.
Ich möchte sie berühren.
Ich möchte einfach ein normaler sechzehnjähriger Junge sein.
Doch ich bin alles andere als das – ich bin ein Serienkiller.
Ich weiß, dass es dort draußen Dämonen gibt.
Ich träume von ihnen, jede Nacht.
Und ich fürchte, dass das Dunkle in mir erneut die Oberhand gewinnt.
Ja, ich liebe Marci.
Und ich will sie nicht töten.
Aber alle Regeln sind gebrochen, und wie kann ich das Schlimmste jetzt noch verhindern?
(Quelle: Verlag)

Zusammenfassung:
John Cleaver weiß das wieder ein Dämon in seine Stadt kommen wird.
Er selbst hat sie hergelockt, denn diesmal ist der Dämon weiblich.
Er weiß nur noch nicht ob sie schon da ist, bis eine Mordserie die Stadt erschüttert.
Ein Serienkiller, der unter dem Namen "Handlanger", schon in anderen Orten gewütet hat, ist nun in Johns Nähe gekommen.
Ist der Handlanger die Dämonin?
Während der Handlanger ein Opfer nach dem anderen tötet, findet John in Marci eine Gefährtin, die nicht nur seine Freundin wird, sondern auch seine Vertraute mit deren Unterstützung er dem Handlanger auf die Schliche kommen will.
Gleichzeitig findet aber auch eine mysteriöse Selbstmordserie unter Teenagern statt.
Bald ahnen Marci und John, das diese Selbstmordserie dirket zum Dämon führt.
John weiß auch, das seine neue Freundin Marci akut bedroht ist ....

Fazit:
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.
Johns Gedanken waren bei weitem nicht so destruktiv und auf sich selber konzentriert wie im ersten Band.
In diesem Buch hatte ich das Gefühl, das John immer mehr zu einem recht normalen jungen Mann heranwächst, mit einigen Defiziten zwar und recht seltsamer Gedankenwelt, aber nicht mehr so abgründig und zerstörerisch wie im ersten Buch.
Die Liebesgeschichte zwischen John und Marci fand ich sehr zart und schön beschrieben.
Ich konnte seinen Weg zu Marci gut mitverfolgen und wußte ob der Tiefe seiner Gefühle schon bevor es John selber klar wurde.
Das hat mir sehr gut gefallen.
Im ersten Buch hatte ich oft den Eindruck, das viele Entwicklungen und Prozesse "zerquatscht" wurden, aber hier floß die Geschicht zielgerichtet und nachempfindbar auf einen Punkt hin.
Hatte man im ersten Band noch den Eindruck von einer großen Beziehungslosigkeit, wurde hier klar, das John in festen und klaren Beziehungen verankert ist und sich dessen hier auch immer bewußter wird.
Am Ende des Buches tat sich ein neuer Weg für John auf, und ich würde mich sehr freuen, wenn es auch darüber ein paar Bücher geben würde.

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar