Sonntag, 14. Juli 2024

"Signum" von John Ajvide Lindqvist

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  • Stormland Bd. 2
  • dtv Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 493
  • Altersempfehlung: ab 18 Jahren
  • Erscheinungstermin: 11. Juli 2024
  • ISBN: 9783423283786 
  • 22,00 Euro

Klappentext:
Wenn das Ende erst der Anfang ist ... Kim Ribbing hat den Schockdoktor Martin Rudbeck gekidnappt und hält ihn im Keller seiner Villa fest. Er will verstehen, was es ist, das einen Menschen dazu bringt, unter dem Vorwand der Wissenschaft junge Menschen zu quälen. Derweil recherchiert die Ex-Polizistin Julia Malmros im Milieu der "Wahren Schweden", einer rechtsextremen Partei mit Kontakten in die kriminelle Szene. Und plötzlich steht Julia vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: Muss sie Kim, der zu einem Teil von ihr geworden ist, verraten?
(Quelle: dtv Verlag)


Was passiert:
Kim Ribbing wurde in seiner Jugend jahrelang von Dr. Martin Rudbeck gequält. Noch bevor Ribbing die Geschehnisse des letzten Bandes zu Ende bringen konnte, kaufte er sich in Stockholm ein altes Botschaftsgebäude. Gerade mal eine Woche wieder zu Hause kidnappt er Rudbeck und hält ihn auf eine Liege gefesselt im Keller des Hauses fest.
Niemand weiß etwas von seinem Gefangenen, lebt er doch alleine in dem großen Haus. Allerdings begeht er zwei Fehler: er bietet Astrid Helander, der einzigen Überlebenden des Massakers aus dem ersten Band, ein Zimmer an und er schickt Julia Malmros etwas zu brüsk fort.
Astrid beschließt früher als geplant ihr Zimmer zu beziehen und Julia versucht nun herauszufinden was zwischen ihr und  Kim steht.
Dabei hatte Kim alles doch so gut geplant ... aber sein Plan funktioniert nicht wie gewünscht, denn auch bei der Polizei ist das Verschwinden von Martin Rudbeck schon Thema und ausgerechnet Julias Ex-Mann Johnny ist damit beschäftigt und Johnny sucht sowieso schon nach Gründen Ribbing mal so richtig unter die Lupe zu nehmen.
Julias eigentlich Anliegen in diesem Band ist aber, die Vernetzungen der "Wahren Schweden" in die Neo-Nazi Szene aufzudecken und sie hat auch recht schnell die Hintermänner und Ziele der antidemokratischen Bewegung identifiziert. Das passt diesen aber gar nicht ...


Fazit:
Richtig gut.
Ich war ja schon vom ersten Band sehr begeistert und auch der zweite Band enttäuschte mich nicht.
Die Verquickung von persönlichen Fall (Kim Ribbing/Martin Rudbeck) und unpersönlicher Recherchearbeit/Pressearbeit (Wahre Schweden) hat der Story Lebendigkeit und Tempo verliehen.
Mir hat es gefallen, dass als "unpersönliches Thema" das Erstarken der Rechtsextremen in Schweden auf der Agenda stand. Schweden hat ein großes Problem mit dem sogenannten "Rechtsruck" und ich finde diese Problemstellung kann nicht oft genug thematisiert werden.
Natürlich ist die Geschichte um die Hintermänner und das kriminelle Milieu fiktiv, nichtsdestotrotz ist die Darstellung der rechten Partei authentisch und bei einem Blick auf unsere eigene Parteienlandschaft stellt sich sofort ein Wiedererkennungseffekt ein ;)
Das Geschehen um Ribbing und Rudbeck nimmt den größten Teil der Story ein und manchmal fand ich die Darstellung von Rudbecks Reaktionen, wenn er mit seinen Untaten konfrontiert wurde, etwas arg. Da hat es mich förmlich geschüttelt und sollte Rudbeck irgendwann zwischen den Buchstaben und Zeilen etwas Mitleid von mir bekommen haben, er hat es gleich wieder zunichte gemacht.
Zwischendrin schlich sich dann die ethisch-moralische Frage ein: Wenn jemand etwas so sehr verdient hat, darf man es ihm dann antun?
Ich fand es gut, dass bei Kim Ribbing auch immer mal wieder deutlich zu erkennen war, dass er keinen Schritt zu weit gehen will und wenn er doch die Kontrolle verlor, ein Bewustsein dafür bestand.
Kim und Julia, als Gespann und auch einzeln, haben mich, wie auch im letzten Band, sehr gefesselt und ich wünsche mir das dieses Duo keine Ausnahme in der Krimilandschaft bleibt. 
Ich mag die Kombination "Ribbing/Malmros" wirklich sehr, ist sie doch ziemlich konträr zu dem, was man sonst zu lesen bekommt. Nämlich der ältere Ermittler nimmt sich des etwas verstörten/altlastenbehafteten Mädchens an und während er es beschützt entdeckt er die Leidenschaft. Hier sind die Rollen vertauscht, die ältere Frau beginnt eine leidenschaftliche Beziehung zu einem jungen verstörten/altlastenbehafteten Mann und sie muss noch nicht mal eine Beschützerrolle ausnutzen ;)

Auf jeden Fall war "Signum" sehr spannend und ich würde so gerne sofort den nächsten Band lesen.
Lieder dauert es nun noch ein ganzes Jahr bis das dritte Buch ("Elysium")  der Reihe erscheint.

Vielen Dank an den dtv Verlag für dieses Rezensionsexemplar

"Die Morde von Salisbury" von Katherine Webb

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  • Lockyer & Broad 2
  • Heyne Verlag
  • Broschiertes Buch
  • Seitenzahl: 512
  • Erscheinungstermin: 10. Juli 2024
  • ISBN: 9783453429383
  • 12,00 Euro

Klappentext:
Es ist ein unerträglich heißer Sommer in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands. In einem ausgetrockneten Flussbett wird die Leiche des vor Jahren verschwundenen Lee Geary gefunden. Sein Schicksal war 2011 eng mit dem Fall der zwanzigjährigen Holly Gilbert verflochten, die damals von einer Brücke stürzte. Ihr Tod war ein Medienmagnet, die Leute wollten Gerechtigkeit für Holly, sie wollten einen Schuldigen. Rasch wurden drei Verdächtige festgenommen, und Geary war einer davon. Alle drei starben damals innerhalb weniger Monate nach Holly. In der sengenden Hitze versuchen Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad einen kühlen Kopf zu bewahren und die Fäden der Cold Cases zu entwirren. Dabei graben sie alte Geheimnisse aus, die viele lieber unentdeckt gelassen hätten.
(Quelle: Heyne Verlag)


Was passiert:
Weit entfernt von jeder Ortschaft wird die Leiche Lee Geary gefunden. Seit Jahren gilt er als vermisst und sein Körper wurde nur entdeckt, weil ein Hochwasser sein Grab ausspülte. Er lag an einem ausgetrockneten Flussbett unter einem Weißdornbusch, nur 1,5 Meilen vom letzten Wohnort der ebenfalls toten Holly Gilbert entfernt. Am letzten Tag an dem Lee gesehen wurde, wollte er irgendwohin und etwas endlich erzählen, aber keiner weiß wohin er wollte und was sein Geheimnis war.
Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad vermuten, dass er Informationen zu Hollys Tod hatte. Offiziell beging Holly Selbstmord, sie stürzte sich von einer Brücke, doch innerhalb von wenigen Monaten starben alle, die anfangs unter dem Verdacht standen Holly ermordet zu haben, unter seltsamen Umständen. Lee war einer der Verdächtigen ...
Während sich Lockyer und Broad mühselig durch diesen alten und sehr kalten Fall arbeiten hat Lockyer noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Seine Mutter liegt seit Monaten im Krankenhaus und eine Genesung scheint in weiter Ferne zu liegen. Sie infizierte sich mit Covid und leidet nun an Long-Covid. Lockyers Vater kommt damit äußerst schlecht zurecht, aber immerhin hat er sich Hilfe auf seine Farm geholt. Diese Hilfskraft ist Lockyer aber etwas suspekt, die junge Frau scheint nicht nur ein unstetes Leben zu führen, sie ist auch noch vorbestraft.
Als ob das alles nicht genug wäre, gestand Matthew Lockyers Nachbarin das sie vor vielen Jahren etwas "Schlimmes" tun musste und Lockyer versucht in seiner Freizeit herauszufinden, ob tatsächlich etwas Schlimmes passierte oder ob es nur die Fantasien einer verwirrten alten Dame sind. Lockyers Neugier führen ihn zu alten Knochen, die im Wäldchen hinter seinem Haus vergraben wurden....


Fazit:
Mir hat dieser Krimi unheimlich gut gefallen. Zum einen weil dieser Krimi alle meine Anforderungen an einen englischen Krimi perfekt erfüllte und zum anderen weil Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad ein richtig gutes Team sind. Broad blieb für mich etwas blass, aber die Story rankte sich auch überwiegend um Matthew Lockyer. Dieser kluge und zurückhaltende Inspector war auf ziemlich vielen Baustellen unterwegs, die sich in Ruhe ließen oder aber auch berührten, ganz so wie es die Geschichte brauchte.
Der eigentliche "Cold Case", nämlich der Fall um Holly Gilbert, nimmt einige überraschende Wendungen und hier ist auf einmal nichts so wie es scheint. 
Die Geschichte spielt während der Covid-19 Pandemie. Gelegentlich begegnet uns dadurch mal eine medizinische Maske oder der Drang der beteiligten Personen möglichst viel Abstand zu halten.
Ich weiß dass es bei anderen Büchern, die während der Pandemie spielten, negative Kommentare gab, weil man ja "die Nase von dem Thema voll hätte".
Ich sehe es als Zeitgeschichte die natürlich auch ihren Einzug in die Literatur genommen hat.
Masken und Abstand gehörten lange Zeit zu unserem Alltag und ich finde es absolut in Ordnung wenn auch fiktive Ermittler davon nicht verschont bleiben. Zumal bestimmte Elemente der Story eng verwoben mit der Pandemie sind, beziehungsweise ohne Sars CoV 2 nicht funktioniert hätten.
Mich hätte es, ehrlich gesagt, eher irritiert, wenn ein Buch in 2021 spielt und alles eitel Sonnenschein wäre.
Aber alle die eigentlich nichts mehr von Covid 19 hören wollen: alles spielt sich nur am Rande ab und nur ganz selten hat man mal mit einem Mund-Nasenschutz zu tun. Dies dann aber so stimmig (Krankenhaus, Ärzte), dass es kaum auffällt.
Wie schon gesagt, mir hat dieser Krimi unheimlich gut gefallen. Leider habe ich den ersten Band um Lockyer und Broad  (Der Tote von Wiltshire) nicht gelesen und ich überlege nun tatsächlich, ob ich ihn als Urlaubslektüre in den Koffer packe.


Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar

Sonntag, 30. Juni 2024

"Refugium" von John Ajvide Lindqvist


 



  • Stormland Bd. 1
  • dtv Verlag
  • Broschiertes Buch
  • Seitenzahl: 544
  • Erscheinungstermin: 11. Juli 2024
  • ISBN: 9783423220644
  • 13,00 Euro


Klappentext:
Mittsommer. Der längste Tag. Die dunkelste Nacht
Nicht weit von Julias Ferienhaus werden die Gäste eines Mittsommerfests grausam hingerichtet. Nur Astrid Helander, der Tochter der Familie, gelingt es, sich zu retten. Aber das junge Mädchen ist verstummt. Für Julia ist die Zeit gekommen, zu handeln.
Mit Gespür für dichteAtmosphäre und die psychologischen Feinheiten seiner Figuren schreibt John Ajvide Lindqvist einen vielschichtigen Thriller, der unter die Haut geht.
Während Kim sich auf die Spur der Täter setzt und ihnen im World Wide Web und rund um den Globus folgt, nutzt Julia ihre Kontakte zur Kriminalpolizei. Ausgerechnet ihr Exmann Johnny ist mit den Ermittlungen betraut. Wer steht hinter den Auftragskillern? Und was hat Kim Ribbing zu verbergen, der immer wieder im Alleingang arbeitet?


Was passiert:
Julia Malmros ist eine gefeierte Autorin, so gefeiert, dass sie die Millenium Reihe fortschreiben soll. Das gelingt ihr auch, die Story ist perfekt, trotzdem wird sie von ihrer neuen Lektorin abgelehnt. Erbost und verbittert regt sie sich, während eines Live-Talks, über Verlag und Lektorin auf und zieht so nicht nur Ärger mit dem Verlag auf sich, sondern auch den Spott der Zuschauer.
Um vorübergehend unterzutauchen zieht sie sich in ihr Ferienhaus zurück. Die Schäreninsel bietet Sicherheit vor spöttischen Blicken und Interviewanfragen. Doch lange bleibt sie dort nicht alleine, Kim Ribbing kommt überraschend vorbei. Kim, ein wesentlich jüngerer und geheimnisvoller Hacker ist ein Freund. Oder doch ein Geliebter? Oder nur ein Informant? Julia weiß nicht so recht was Kim für sie ist, aber sie hat auch kaum Gelegenheit darüber nachzudenken denn mitten in den Mittsommerfeiern wird auf der Nachbarschäre wird Julias Kindheitsfreund samt seiner Gäste und Familie förmlich hingerichtet.
Aber damit sind die Katastrophen in Julias Leben noch nicht ausgeschöpft, ausgerechnet Julias geschiedener Mann übernimmt die polizeilichen Ermittlungen zum Massaker auf der Schäreninsel.
Das hält Julia aber nicht davon ab gemeinsam mit Kim auch auf eigene Faust zu ermitteln ...


Fazit:
Ich fand "Refugium" richtig klasse. Nicht nur weil eine ganze Menge "Millenium"-Flair zu finden ist, sondern auch weil Julia und Kim die perfekten Protagonisten sind, um die Geschichte zu tragen.
Julia, nicht mehr ganz jung und auf dem Höhepunkt ihrer (zweiten) Karriere hat ausreichend Erfahrung durch ihre frühere Arbeit als Polizistin und Kim, der Hacker, sorgt für Geheimnis und Romantik. Obwohl Kim alles andere als romantisch ist, dafür aber ordentlich geheimnisvoll.
Kims Persönlichkeit empfand ich zwischendurch manchmal als so faszinierend, dass gelegentlich sogar der Fall in den Hintergrund trat.
Das Zusammenspiel zwischen Julia und Kim gab der ganzen Geschichte eine Würze, die man nicht unbedingt in schwedischen Krimis findet aber perfekt zum Millenium-Thema passte. Wir erinnern uns an Mikael Blomkvist und die rebellische, geniale Hackerin Lisbeth Salander, Julia und Kim sind eigentlich das Äquivalent dazu. 
Ich habe in anderen Rezensionen gelesen, dass Leser dies als "aufwärmen" der Millenium-Story empfanden, mir ging es aber gar nicht so.
Alleine schon weil Julia so gar keine Ähnlichkeit mit Blomkvist hat. Okay, Kim hat so einiges an sich, was auch bei Lisbeth Salander zu finden ist, trotzdem ist seine Wirkung eine ganz andere.
Aber Millenium hin oder her, ich fand "Refugium" richtig gut und ich freue mich schon sehr Band 2, "Signum", der am 11. Juli erscheint.