Sonntag, 23. Oktober 2022

"Wir werden einander viel verzeihen müssen" von Jens Spahn, Olaf Köhne und Peter Käfferlein


  • Heyne
  • Hardcover
  • Seitenzahl: 301
  • Erscheinungstermin: 22. September 2022
  • ISBN-13: 9783453218444
  • 22,00 Euro


Klappentext:
Wie ein Orkan ist die Pandemie übers Land gefegt. Nichts ist mehr, wie es war. Zum ersten Mal berichtet jetzt Jens Spahn sehr persönlich aus dem Zentrum des Orkans. Er erzählt, wie die Politik in einer historischen Situation, für die es kein Beispiel gibt, der Krise Herr zu werden versucht, wie Kanzlerin, Ministerpräsidentenrunde, RKI und Experten um den richtigen Weg ringen. Er spart nichts aus, schildert schwierige Entscheidungen, drastische Maßnahmen, Zumutungen und Fehler ebenso wie Momente der Erschöpfung und Verzweiflung, erzählt von maßlosen Angriffen und dem Riss, der durch die Gesellschaft geht. Aber er richtet den Blick auch nach vorn: Wie können wir uns wappnen für kommende Krisen? Wie die erbitterten Gegensätze versöhnen, wie heilen, was unheilbar scheint?
Ein bemerkenswert offener, ebenso kritischer wie selbstkritischer Blick auf unser Land in seiner bisher vielleicht größten Bewährungsprobe.
(Quelle: Heyne Verlag)


Inhalt und Fazit:
"...Ein bemerkenswert offener, ebenso kritischer wie selbstkritischer Blick auf unser Land in seiner bisher vielleicht größten Bewährungsprobe ..."
(Zitat vom Klappentext)

Ja.
Definitiv.
Der Satz stimmt einfach.
Vor dem Lesen hatte ich eigentlich keine genaue Vorstellung was mich erwarten könnte und was ich denn selbst erwarte, außer vielleicht viel "Schöngerede" und politisches Kalkül.
Umso überraschter war ich, in diesem Buch doch eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Entscheidungen zu finden.
Okay, stellenweise machte es auch den Eindruck einer großen Rechtfertigungskampagne und der "Maskendeal" wurde meiner Ansicht nach, auch sehr schön geredet, aber nichtsdestotrotz fand ich durchgehend eine intensive und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema "Corona" und den damit zusammenhängenden Entscheidungen. 
Besonders interessant waren für mich die Rückblenden in die Vergangenheit. Jens Spahn erklärt hier anhand von zurückliegenden Entscheidungen früherer Regierungen und Gesundheitsminister, wie Deutschland eigentlich so unvorbereitet in die Pandemie geschlittert ist.
Und er erklärt auch ein Stück weit, dass es noch nicht einmal so unvorstellbar sei, dass Deutschland bei der nächsten Pandemie genau so unvorbereitet da steht. Er berichtet zum Beispiel über einen Reformvertrag bezüglich der WHO. Seine Frage dabei ist aber, ob sich die Sache wirklich trägt, ob die Reformen wirklich umgesetzt werden. Jetzt wäre ja der ideale Zeitpunkt ...
In "Wir werden einander viel verzeihen müssen" erklärt Jens Spahn viel. Das tut gut, denn manches wird nachvollziehbarer. Er rechtfertigt aber auch viel, das tut weniger gut, denn das lässt vermuten, dass so manche Entscheidung doch nicht so  überzeugend war.
Aber er fragt auch ob und was fair war. Ob man überhaupt fair sein konnte. Das finde ich eine sehr wichtig Fragestellung, denn viele Menschen haben Entscheidungen als unfair empfunden, aber nie wirklich erklärt bekommen, warum Fairness nicht möglich war.
Das bedeutet jetzt nicht, dass die empfundene Unfairness keine Berechtigung mehr hat, aber zumindest kann man die eine oder andere Entscheidung intellektuell besser nachvollziehen.
Die emotionalen und wirtschaftlichen Wunden werden dadurch natürlich nicht geheilt.
Sehr interessant finde ich auch seine Sicht auf die Coronaleugner. Bisher hatte ich den Eindruck, als würde eine Auseinandersetzung mit dem spaltenden Element der Leugner nicht stattfinden, aber scheinbar hat zumindest Herr Spahn das wahrgenommen und für sich eingeordnet.
Hier wünschte ich mir solch eine Offenheit und so ein klares Urteil auch in der Öffentlichkeit.
Ich fand das Buch sehr interessant und hat mir vieles erklärt, was ich bisher nicht so nachvollziehen konnte.

Mir ist es hier wichtig anzumerken, dass ich weder eine Wählerin der Partei Spahns bin, noch einem Fanclub oder sonstwas angehöre.
Mich hat einfach die Rückschau des ehemaligen Gesundheitsministers interessiert und ich bin in der Lage, auch über politische Differenzen und Parteipolitik hinaus ein Buch gut und/oder interessant zu finden.
Kurz gesagt, ich muss niemanden zwanghaft zerreißen, nur weil er einer Partei angehört, die mich persönlich nicht erreicht. Von daher spiegelt meine Rezension meinen Eindruck als Leserin wieder und hat mit Parteizugehörigkeit oder Parteinähe nichts zu tun.


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