Samstag, 5. Oktober 2019

Rezension "Teufelskrone" von Rebecca Gablé





  • John of Waringham Bd. 6
  • Bastei Lübbe Verlag
  • Gebundenes Buch
  • 925 Seiten
  • Erscheinungsdatum: 30. August 2019
  • ISBN: 9783785726600
  • 28,00 Euro



Klappentext:
England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten - auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...
(Quelle: Bastei Lübbe Verlag)


Kurzer Einblick in den Inhalt:
Das 12. Jahrhundert steht kurz vor der Vollendung und es sind wilde Zeiten.
Die Brüder Yvain und Guillaume of Waringham stehen im Dienst der Brüder Richard Löwenherz und John Ohneland, beide aus dem Geschlecht der Plantagenets.
Yvain, der jüngere Bruder, ist im Dienst John Ohnelands und Guillaume, der ältere Bruder dient dem älteren, der königlichen Brüder, Richard Löwenherz.
Guillaume hat nicht nur den höheren Rang im Altersgefüge, er dient auch dem König Richard Löwenherz.
Als Richard stirbt, wird sein Bruder John der neue König von England und damit nun auch Yvain Ritter eines Königs.
Yvain hat seinem Herren Treue geschworen und stellt seinen Eid über alles. Doch im Laufe der Jahre wird Yvain Treue immer mehr auf die Probe gestellt, denn John entwickelt sich zu einem grausamen Herrscher.
Irgendwann kennt König Johns Grausamkeit keine Grenzen mehr und Yvain gerät in einen tiefen Konflikt zwischen seiner Loyalitätsverpflichtung und seinem Gewissen ....

Fazit:
Richard Löwenherz und König John kenne ich eigentlich nur aus der Geschichte um Robin Hood.
Dort war John als grausamer und gieriger König dargestellt und Richard Löwenherz als der Gütige.
Ich fand es nun sehr interessant, diese Persönlichkeiten nun auch mal innerhalb einer anderen Geschichte kennen zu lernen. Auch hier hat John die Rolle des Despoten inne, aber Richard kommt nicht so gut weg, wie in der Geschichte um Robin Hood.
Richard Löwenherz ist hier mehr an Kreuzzügen und an Ruhm interessiert als an dem Wohlergehen des Volkes und seinem Land.
Das war für mich eine ganz neue Sichtweise (.... die ich aber schon früher hätte haben können, wenn ich denn mal Geschichtsbücher gelesen hätte :D )
Richard und sein Leben spielt in diesem Buch aber nicht die tragende Rolle, von den historisch belegten Personen geht es eher um John Ohneland, König von England, Lord von Irland, Herzog der Normandie und Aquitanien und Graf von Anjou.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, von denen sich zwei Teile um Richard drehen, nämlich Teil 1 in der Richards Entführung und Abwesenheit die Geschichte tragen und Teil 2 mit der Regentschaft Richards, seinem Tod und den Übergang der Regentschaft Richards zu Regentschaft Johns, Teil 3 allerdings beherrscht John alleine.
In diesen drei Teilen ist eine enorme Entwicklung der Persönlichkeiten zu sehen. John, der im Schatten seines großen Bruders stand, entwickelt sich von einem Strategen, der seine Gefühle nicht im Griff hat, zu einem unglaublichen Despoten, der durch und durch grausam ist.
Yvain, der auch im Schatten des älteren Bruders stand, hatte zu Beginn viele Probleme durch seine zu forsche Zunge und entwickelt sich zu einem Diplomaten, der sich selbst sehr bewusst hinten anstellen kann.
Ich habe unheimlich lange gebraucht das Buch zu lesen, weil ich zwischendurch immer wieder auch in Geschichtsbüchern gelesen habe oder über das Leben damals nachdenken musste.
Natürlich hat Rebecca Gablé Fiktion und belegte Tatsachen vermischt, aber ich glaube ihre Beschreibung kommt der Realität recht Nahe. 
Ich könnte mir nicht vorstellen zu der damaligen Zeit zu leben. Wie unterschiedlich alleine schon die Rolle der Frau von Damals zu Heute ist.
Heute sind wir Frauen (zumindest in der westlichen Welt) selbständig, wir sagen unsere Meinung und lassen uns nicht hin und her schieben. Damals hatte die Frau die Rolle der Gebärerin, des Anhängsels, das nichts zu sagen hatte.
Kein freier Wille, keine eigenen Entscheidungen, höchsten durch Manipulation eines Mannes oder Ränkespielchen. Eigentlich unfassbar welchen Weg wir Frauen zurück gelegt haben!
Auch das Leben allgemein wäre für mich nur schwer vorstellbar. Der normale Mensch hatte keine Rechte, er war leibeigen, gehörte also quasi dem König. Ich, heute, gehöre niemanden, nur mir selbst und wenn ich irgendwo nicht sein mag, dann stehe ich auf und gehe.
Bei all diesen Gedanken habe ich gemerkt, das Rebecca Gablé mich mal wieder  mit auf eine Zeitreise genommen hat, die ich auch kaum abschütteln konnte, wenn ich das Buch mal zur Seite gelegt habe.
Rebecca Gablés lebendige Schreibweise saugte mich ganz tief in ihr Buch ein und ließ mich auch Tage nach dem Beenden des Buches nicht mehr hinaus. Manchmal war ich so tief in der Geschichte, dass ich förmlich das Knistern der Kleider hörte und den Duft der Pferde gerochen habe.
 Nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, standen zwei Gedanken im Vordergrund:
1. Wann kommt ihr nächstes Buch heraus
und 
2. Bitte, liebe Frau Gablé, höre niemals auf zu schreiben und vielen Dank für diese fantastische Geschichte um Yvain of Waringham