Samstag, 9. Dezember 2017

Rezension " Lubetkins Erbe oder Von einem, der nicht auszog " von Marina Lewycka



  • dtv Verlag
  • 445 Seiten
  • Taschenbuch
  • 2017
  • ISBN: 9783423261609
  • 16,99 Euro


Klappentext:
Nachbarn kommen und gehen. Mr. Sidebottom bleibt. Berthold Sidebottom, Anfang fünfzig, arbeitsloser Schauspieler, lebt mit seiner Mutter Lily in einer Sozialwohnung in London. Als Lily unerwartet stirbt, droht ihm die Kündigung. Was tun? Berthold bittet Lilys Bettnachbarin im Krankenhaus, vorübergehend bei ihm einzuziehen und die Rolle seiner Mutter zu spielen. Die alte Dame willigt erfreut ein - doch Inna ist Ukrainerin, spricht nur rudimentäres Englisch und verliert die komplexen Details des Wohnungskomplotts allzu leicht aus dem Blick.
(Quelle: dtv Verlag)

Kurze Zusammenfassung:
Berthold Sidebottom hat in seinem Leben nicht alles richtig gemacht und irgendwann musste er zurück zu seiner Mutter ziehen, zurück in eine kleine Sozialwohnung.
Doch so klein ist sie nicht, als nämlich Berties Mutter stirbt ist sie auf einmal zu groß. Zu groß um von einem allein stehenden Mann bewohnt zu werden, sagt jedenfalls das Wohnungsamt.
Bertholds Mutter ahnte vor ihrem Tode schon, dass es nicht einfach werden würde, die Wohnung zu behalten und Zeit ihres Lebens überbehütend, arrangiert sie auch, dass Bertie nach ihrem Tode noch immer behütet ist.
Kurzerhand entscheidet sie, das ihre Bettnachbarin Inna Alfandari die Rolle der Lily Lukashenko übernehmen soll.
Nachdem Berthold den ersten Besuch vom Wohnungsamt gerade so übersteht, sieht auch er, dass ihm nichts anderes übrig bleibt als Inna zu sich zu holen.
Was er sich genau unter dieser neuen "Familie" vorstellt weiß Berthold auch nicht so recht, aber ganz sicher hat er nicht mit Innas Eigendynamik und Kommunikationsfreudigkeit gerechnet.
Innerhalb kürzester Zeit lernt sie mehr Mieter und Nachbarn kennen als es Bertie in den letzten acht Jahren gelungen ist und Bertie hat alle Hände voll zu tun die reichlich gesäten Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Wären da nicht seine frisch entflammte Liebe zur Nachbarin Violet .... und das Wohnungsamt ...... und die Nachbarin Mrs. Cracey und und und ...

Fazit:
Köstlich!
Einfach köstlich!
"Lubetkins Erbe oder Von einem der nicht auszog" ist eine skurrile Geschichte voller skurriler Personen, von denen der eine Teil versucht sein Leben irgendwie in Ordnung zu bringen und zu halten und der andere Teil nichts anderes zu tun hat, als in das Leben der Anderen zu pfuschen.
Wenn beides aufeinander prallt dann passieren die urkomischsten Irrungen und die seltsamsten Tragödien, die die Protagonisten aber mit einem bisweilen schrägen Gleichmut tragen.
Mich hat das Buch super unterhalten und ganz oft zum Lachen gebracht und trotzdem hatte ich nicht das Gefühl hier nur "Klamauk" zu lesen.
In der Tragödie des Berthold Sidebottom steck auch reichlich Gesellschaftskritik, wie zum Beispiel, dass tatsächlich subventionierte Wohnungen ganz strengen Regeln unterliegen, und dass es bei der Einhaltung der Regeln niemanden interessiert ob der zu entwohnende Mieter irgendeine realistische Chance auf eine andere Wohnung hat.
Um Obdachlose wird sich erst gekümmert, wenn das Obdach fort ist denn vorher ist er ja nicht obdachlos, sondern Mieter der ausziehen soll.
Auch dem Thema Einsamkeit in großen Wohneinheiten nimmt sich Marina Lewycka an und dem, was aus dieser Einsamkeit entsteht und das es manchmal gar nicht viel braucht um die Isolation zu durchbrechen.
Aber das hört sich gerade so schwer an und schwer ist das Buch auf keinen Fall. Es ist in einer Leichtigkeit geschrieben, dass die Seiten nur so an einem vorbei fliegen und die Personen sind so einzigartig skizziert, dass es richtig Spaß macht sie in den verschiedenen Situationen wieder zu treffen.
Die Geschichte ist leicht, schräg, traurig, lustig, kunterbunt und sehr sehr unterhaltsam.


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