Sonntag, 9. September 2018

Rezension " Oxen - gefrorene Flammen " von Jens Henrik Jensen



  • Niels Oxen Bd.3
  • Broschiertes Buch
  • dtv Verlag
  • 590 Seiten
  • September 2018
  • ISBN: 9783423261807
  • 16,90 Euro


Klappentext:
Niels Oxen und Margrethe Franck sind "gefrorene Flammen": Um seinen Häschern zu entkommen, flieht der traumatisierte Elitesoldat auf die schwedischen Schären. Seine Mitstreiterin, die ehemalige Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Beide wurden von den Machthabern des Danehofs zur Tatenlosigkeit verurteilt - doch innerlich brennen sie weiter. Und schließlich schlägt der Gejagte zurück: Oxen begibt sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen die Killer des Danehofs. Er will sein altes Leben wiederhaben. Um jeden Preis.
(Quelle: dtv Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Niels Oxen hat schwer verletzt überlebt und wurde von der schwedischen Ärztin Tessa aufgenommen und gesund gepflegt.
Nach Monaten auf einer einsamen Schäreninsel steht Oxen vor der Entscheidung entweder für immer dort versteckt zu bleiben oder zurück nach Dänemark zu gehen und den Danehof zu einem letzten Kampf herauszufordern.
Nachdem er Tessa in das Geheimnis um seine wirkliche Identität eingeweiht hat, unterstützt sie ihn in seinem Versuch zurück nach Dänemark zu gelangen.
Mit neuen Papieren und Geld ausgestattet gelingt ihm die Einreise nach Dänemark.
Dort macht er sich schnell auf die Suche nach dem Mörder des Fischers und hier gelingt ihm ein kleiner Durchbruch.
Mit diesen neuen Informationen nimmt er Kontakt zu Margrethe Franck auf. Margrethe jedoch ist in keiner guten Verfassung. Mit schlechten Jobs hält sie sich gerade so über Wasser und ihre Zukunft sieht denkbar schlecht aus. Jedes mal wenn sie eine bessere Arbeit findet, verhindert der Danehof eine längerfristige Anstellung.
Schließlich willigt sie jedoch in Oxens Plan, den Danehof endgültig zu vernichten ein, hat sie doch sowieso nichts mehr zu verlieren.
Als Dritten im Bunde können sie Mossman gewinnen. Mossman wurde zwangsweise in den Ruhestand geschickt und versucht schon länger auf eigene Faust die Identität von "Ost" zu lüften.
Neu vereint ist allen Dreien klar, dass sie ganz zurück zum Anfang gehen müssen, zu den ersten bekannten Morden und ganz am Anfang steht der Mord an Malte Bulbjergs Eltern.
Mit Hartnäckigkeit schafft es Margrethe tatsächlich an neue Informationen zu gelangen. Währenddessen grenzen Oxen und Mossman die Identität von Ost immer mehr ein.
Sie kommen ihm, Ost, dem Kopf des Danehofs, unbemerkt näher und näher .....


Fazit:
Das war er nun, der letzte Teil der Trilogie um Niels Oxen.
Seufz
Von der ersten Seite des ersten Teils bis zur letzten Seite des jetzt vorliegenden dritten Bandes konnte ich mit Niels Oxen mitfiebern und angespannt die Lösung des Rätsels um den Danehof mitverfolgen.
Während dieser ganzen Reise durch politische Verstrickungen, Verschwörungen und mafiaähnlichen Organisationen hat die Geschichte nicht an Spannung verloren und viel wichtiger, Niels Oxen hat nichts von seiner Authentizität verloren.
Oxen hat in den drei Bänden eine enorme Entwicklung hinter sich gebracht. War er auf der ersten Seite noch eine vollkommen zerstörte Persönlichkeit, die mehr im Trauma als im realen Leben existierte, so ist er am Schluss zwar nicht geheilt, aber dennoch ein klarerer Mensch, der sich seiner Stärke immer bewußter wurde.
Zu Beginn stand er außerhalb funktionierender Gruppen, zur Kooperation quasi nicht in der Lage, jetzt, am Ende agiert er mit neu zurück gewonnener sozialer Kompetenz im Team.
So ist der Roman nicht nur die Geschichte einer gigantischen Verschwörung sondern auch die Beschreibung eines Weges zur Heilung.
Natürlich ist Oxen nun nicht der absolut geheilte und runderneuerte Soldat, aber er ist nun auf einem guten Weg vieles hinter sich zu lassen.
Aber auch Margrethe Franck hat eine Entwicklung durchgemacht. Von der kühlen, stylischen Agentin hat sie sich zu einer Freundin mit Wärme und Herz entwickelt. Auch Margrethe hatte ein Trauma zu überwinden, zwar bagatellisierte sie immer wieder den Verlust ihres Beines, aber mehr und mehr wird auch ihr klar, dass der Verlust noch lange nicht überwunden ist und das sie ihr Trauma eher zugeschüttet statt aufgearbeitet hat.
Vielleicht bringt sie deswegen so viel Verständnis und Nähe für Niels Oxen auf?
Jens Henrik Jensen hat es geschafft mich über 1500 Seiten lang zu fesseln und zu unterhalten und das auf eine großartige Weise.
Seine Art zu Schreiben ist locker, leicht und flüssig, auch wenn die Themen manchmal schwer und belastend sein mögen. Diese Kunst hat er vielleicht während seiner journalistischen Tätigkeit erworben, musste er doch dort auch Nischenthemen für eine breite Leserschaft interessant und fesselnd beschreiben.
Bei ihm baut sich Satz an Satz und der Lesefluss wird nicht gestört. Auch bei Kapitelwechseln bleibt man beim Lesen im Fluss. Es hakelt und klemmt nichts, das Buch ist einfach herrlich zu lesen.
Für mich das Wichtigste ist aber, dass ich Jens Henrik Jensen jedes Wort glauben konnte.
An der Figur Niels Oxen liest und merkt man, dass das Thema Kriegsveteranen und die mangelnde Betreuung und Fürsorge des dänischen Staates für die Veteranen ein Herzensthema von Jensen ist.
Niels in seinem Trauma entwickelt bisweilen eine Intensität, dass man förmlich spürt, wie Jensen selbst von Oxens Zustand betroffen ist.
Alle drei Bände sind ganz großes Kino und ich hoffe das die Bücher irgendwann auf der Selbigen landen werden.
Bis dahin gibt es aber einen Trost: mit Oxen wird es ein weiteres Buch geben. Das wird sich dann zwar nicht um den Danehof drehen, aber Oxen ist auch ohne Danehof ein Garant für Spannung und beste Unterhaltung.

Ein ganz großer Dank geht hier auch an den dtv Verlag, der diese drei Bände innerhalb eines Jahres herausgegeben hat.
Das finde ich ganz wunderbar, denn so ist von Band zu Band nicht so viel Zeit vergangen, dass man zuviel Distanz zum Geschehen aufgebaut hat.




Vielen Dank an den dtv Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
Die Überlassung des Buches hat meine Lesermeinung in keiner Weise beeinflusst.