Mittwoch, 26. Dezember 2018

Rezension "Der Verrat" von Ellen Sandberg




  • Penguin Verlag München
  • Broschiertes Buch
  • 462 Seiten
  • Erscheinungstermin: 27. Dezember 2018
  • ISBN: 9783328100904
  • 15,00 Euro


Klappentext:
Ein Weingut an der Saar. Ein altes Verbrechen. Und eine Schuld, die nie verjährt ...

Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die weiter auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte und schon gar nicht das Verhältnis zu ihrer Schwester Pia.

Pia hat es gut getroffen. Die erfolgreiche Restaurateurin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Da lässt es sich gut verdrängen, auf welch zerbrechlichem Fundament ihr Glück gebaut ist. Doch dann tritt ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben und Pia ahnt: Es ist Zeit für die Wahrheit. Und damit Zeit für Rache - oder Vergebung.
(Quelle: Penguin Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Pia ist glücklich mit ihrem Mann Thomas. Thomas könnte vom Alter her fast ihr Vater sein, doch beide haben sich ein schönes gemeinsames Leben aufgebaut, eine kluge und fleißige Tochter und gehen erfolgreich ihren Berufen nach.
Dann tritt Nane wieder in ihr Leben und scheint dieses Glück zerstören zu wollen.
Vor zwanzig Jahren brachte Nane Thomas Sohn Henning um und nun ist Nane auf Bewährung frei.
Nane sucht nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis schnell den Kontakt zu Thomas. Seit zwanzig Jahren sucht sie nach Antworten die ihr nur Thomas geben kann.
Doch die Begegnung endet für Thomas im Krankenhaus und Nane muss sich ihre Antworten an anderer Stelle suchen.
Pia, Thomas Frau und Nanes Schwester, will dies verhindern, denn Pia weiß mehr über die Nacht von Hennings Tod als Nane ahnt.
Während Nane verzweifelt versucht mit ihrer Schuld zu leben und Klarheit zu bekommen, wird immer deutlicher, dass sie schon vor vielen Jahren zum Spielball wurde ....


Fazit:
Ellen Sandberg hat hier ihren zweiten Roman präsentiert und auch dieses Buch ist eine überaus gelungene Geschichte, die der Spur einer Schuld über Generationen folgt.
Schuld vergeht nie und auch wenn der Schuldige schon lange aus dem gemeinsamen Leben verbannt wurde und die Tat fast in Vergessenheit geraten ist, wird es immer Menschen geben die noch an dieser Schuld tragen oder durch diese Schuld leiden.
Die Schuld wird sich immer einen Weg an das Licht suchen und dauert es noch so lange.
In diesem Roman liegt die Schuld zwanzig Jahre zurück und alle Beteiligten hatten ebenso viel Zeit sich das Leben unter den dadurch veränderten Umständen einzurichten.
Sonja, Hennings Tochter, wuchs nun ohne Vater auf, mit einer Mutter, die den Kontakt zur väterlichen Familie unterband, Nach vielen Jahren fand sie den Weg zurück zu Thomas, ihrem Großvater, wird aber von Pia, ihrer Stiefgroßmutter nur mit wenig Wärme aufgenommen.
Margot, Thomas Ziehschwester, rechnete sich nach Hennings Tod aus, dass eines Tages ihr Sohn Marius das Weingut der Familie von Manthey übernehmen wird.
Doch Lissy, die spät geborene Tochter von Pia und Thomas, durchkreuzt ihre Pläne.
Pia hat Nane ganz aus ihrem Denken gestrichen und versucht nach der Tat mit Thomas ein glückliches und normales Leben aufzubauen, bis Nane Antworten sucht, die Pia ihr auf keinen Fall geben darf.
Birgit, Nanes und Pias Schwester, hat sich nach einem eigenen Fehltritt mit ihrem Leben und ihrem Platz in der Familie arrangiert und steht nun zwischen ihren Schwestern.
Lissy, Pias und Thomas Tochter,  wurde nach der Tat geboren, doch durch ihre Position in der Erbfolge ist auch sie von den unmittelbaren Folgen durch Hennings Tod betroffen....
So könnte ich noch einige Personen mehr aufzählen deren Leben sich direkt oder indirekt durch diese alte Schuld verändert hat.
Doch diese Menschen erleben die Veränderungen nicht gemeinsam, sie tauschen sich nicht aus, reden nicht.
Sie gehen vielmehr ihren eigenen Interessen nach und versuchen ihre Zukunft auf einem Fundament voller unausgesprochener Dinge aufzubauen.
Erwartungen, Forderungen, Wünsche und Ziele werden mehr oder weniger eigennützig verfolgt und damit werden die Leben der Beteiligten ein zweites Mal einer Manipulation unterzogen.
Doch was ist, wenn alles, woran diese Menschen glaubten gelogen ist? Wenn alle Vorwürfe an den Falschen gerichtet wurden, das Vertrauen manipuliert wurde?
Was passiert dann mit diesem fragilen Gefüge? Was würden sie tun um die Wahrheit unter Verschluss zu halten oder zu was sind sie fähig, wenn die Wahrheit ans Licht kommt?
Auf einfühlsame und doch äußerst spannende Weise geht Ellen Sandberg diesen Fragen nach.
Dabei gelingt es ihr, mit manchmal nur wenigen Sätzen, eine Charakterstudie der Protagonisten zu entwickeln, dass einem die Person förmlich aus dem Roman entgegen springt.
Obwohl ich mit dem Milieu, in dem der Roman spielt, nichts zu tun habe, hatte ich trotzdem das Gefühl die Personen alle zu kennen.
Die Charaktere sind alle sehr vertraut, weil ihre Persönlichkeiten auch in der realen Welt zu finden sind.
Auch die Familiengefüge kann man genau so in der Realität wiederfinden. Wenn man sich die üppige Kulisse des Weingutes und ein paar Millionen Einkommen weg denkt, dann kann man diese Strukturen vielleicht sogar in der eigenen Umgebung wieder finden.
Dadurch bekommt die Geschichte noch mal eine ganz eigene Lebendigkeit. 
Mich hat "Der Verrat" sehr begeistert und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht.
Ellen Sandberg ist das Pseudonym der bekannten Krimi-Schriftstellerin Inge Löhnig und auch unter dem Pseudonym, mit einem ganz anderen Blickwinkel der viel tiefer geht, als in ihren Krimis, hat sie wieder einen Pageturner geschaffen.

Vielen Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar