Samstag, 23. November 2019

Rezension "Der unschuldige Mörder" von Mattias Edvardsson





  • Limes Verlag
  • Broschiertes Buch
  • 458 Seiten
  • Erscheinungstermin: 04. November 2019
  • ISBN: 9783809026846
  • 15,00 Euro

Klappentext:
Ein Mord ohne Leiche und ein fataler Schuldspruch - doch die wahre Geschichte wartet noch darauf, erzählt zu werden ...

Lund, Schweden: Vier Literaturstudenten treffen auf den gefeierten Autor Leo Stark. Schnell geraten sie in den Bann des manipulativen Schriftstellers, der sie gleichermaßen fasziniert wie abstößt. Doch eines Nachts verschwindet Stark spurlos. Und obwohl keine Leiche gefunden wird, spricht man den Studenten Adrian des Mordes schuldig.
Jahre später beschließt dessen Freund Zack, ein Buch zu schreiben. Das Verbrechen von damals, für das Adrian acht Jahre ins Gefängnis musste, hat den Journalisten nie richtig losgelassen. Von Adrians Unschuld überzeugt, ist Zack fest entschlossen, die Wahrheit aufzudecken. Doch bei seinen Recherchen stößt er auf den Widerstand seiner ehemaligen Studienfreunde. Alle scheinen sie etwas vor Zack zu verbergen. Und dann taucht plötzlich Leo Starks Leiche auf ...
(Quelle: Limes Verlag)


Inhalt:
Zack ist als Journalist in Stockholm gescheitert. Er hat seinen Job verloren und seine Freundin hat ihn verlassen.
Nachdem er sich einige Wochen hat treiben lassen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zurück zu seiner Mutter zu ziehen.
Diese hat seine schriftstellerischen Ambitionen nie ernst genommen und Zack fühlt sich schnell von der Enge des Elternhauses erdrückt.
Seine einzige Chance auf einen Weg zurück in die schreibende Liga ist, ein Buch zu schreiben.
Doch Zack ist eigentlich kein Literat und sein Leben verlief recht ereignislos ..... bis auf die Geschichte mit Adrian.
Adrian, Zacks bester Freund, wurde für den Mord an Leo Stark verurteilt und saß acht Jahre im Gefängnis.
Adrian hat Zack gegenüber beteuert, unschuldig zu sein, und jetzt endlich nimmt sich Zack Adrians Geschichte an.
Doch schnell stellt er fest, dass alle, die etwas wissen könnten, blockieren.
Niemand unterstützt ihn und seine alten Freunde begegnen seinem Vorhaben mit Abwehr.
Zack lässt aber nicht locker und sticht damit in ein Wespennest ....

Fazit:
"Der unschuldige Mörder" ist ein richtig, richtig guter skandinavischer Krimi, der sich tief in die menschlichen Abgründe wagt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive des entstehenden Romans, in der Vergangenheit und der unmittelbaren Gegenwart erzählt.
So weiß der Leser, was Zack erlebt hat, was er davon in seinem Roman verarbeitet und wie er im Jetzt zu den neuen Informationen kommt.
Der Leser erkennt aber auch die Entwicklung, die verschiedene Personen genommen haben und von dieser Metaebene aus, ist ihm klar, dass die Beteiligten mehr erlebt haben müssen, als Zack weiß.
Zack erkennt auch diese Entwicklungen, aber da er nur auf sein Buch fixiert ist, erkennt er die Zusammenhänge nicht.
Mir hat dieses Lesen auf "zwei Ebenen" sehr gut gefallen, denn ich hatte immer wieder die Illusion von einem Wissensvorsprung (der aber nicht tatsächlich existierte).
Dies ist Mattias Edvardssons zweites Buch. Sein erstes Buch "Die Lüge" hat mir schon unheimlich gut gefallen und ich finde, in "Der unschuldige Mörder" hat er sich noch mal gesteigert.
Auch hier beschäftigt sich Edvardsson, wie in "Die Lüge", wieder mit der inneren Wahrheit und der Realität.
Zacks und Adrians Realitäten sind in etwa gleich, beide studieren zusammen, müssen die gleichen Aufgaben erledigen und haben den gleichen Freundeskreis, doch die innere Wahrheit, das Empfinden der Realität, ist vollkommen unterschiedlich.
Mich hat diese Betrachtungsweise absolut fasziniert.
"Der unschuldige Mörder" ist ein skandinavischer Krimi, der mir mal wieder gezeigt hat, warum ich die nordischen Romane so sehr liebe: sie sind abgründig und zeigen auf, dass man die tiefsten Abgründe eines Menschen erst erfasst, wenn sie einem direkt begegnen.

Vielen Dank an den Limes Verlag für dieses Rezensionsexemplar.



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