Sonntag, 24. April 2022

"Schwarzlicht" von Camilla Läckberg und Henrik Fexeus


 


  • Die Dabiri-Walder-Trilogie 1
  • Knaur Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 619
  • Erscheinungstermin: 1. April 2022
  • ISBN: 9783426227626
  • 18,00 Euro


Klappentext:
Eine düstere Welt von Illusion und Täuschung, rätselhafte Morde und ein faszinierendes Ermittler-Duo: »Schwarzlicht« ist der Auftakt der außergewöhnlichen Krimi-Trilogie von Bestseller-Autorin Camilla Läckberg und Mentalist Henrik Fexeus aus Schweden.

Wer ermordet eine Frau, indem er sie in eine Kiste sperrt und mit mehreren Schwertern durchbohrt? Weil der Fall an einen grausam missglückten Zaubertrick erinnert, zieht die Stockholmer Kommissarin Mina Dabiri den Profiler Vincent Walder hinzu, der selbst als Mentalist auftritt. Doch wie Mina kommt auch Vincent mit Menschen nicht sonderlich gut zurecht. Erst als eine weitere Leiche auftaucht und Vincent einen Code entschlüsselt, der auf einen Countdown hindeutet, beginnen Mina und er einander zu vertrauen - und die beiden müssen feststellen, dass ihre eigenen dunklen Geheimnisse im Zentrum des Falls stehen.
(Quelle: Knaur Verlag)


Inhalt:
Wie auf einem Präsentierteller ausgestellt wird eine Kiste gefunden. In der Kiste befindet sich die Leiche einer jungen Frau, sie wurde von Schwertern durchbohrt.
Die Kiste erinnert an einen beliebten Trick in Zaubershows, doch der jungen Frau blieb kein Platz um den Schwertern auszuweichen, so wie es in Kisten für Zaubershows üblich ist. Also scheint die Frau den Tod nicht durch einen missglückten Zaubertrick gefunden zu haben, sondern die Kiste wurde zum Töten gebaut.
Kommissarin Mina Dabiri stellt schnell fest, dass sie mit ihrem Team nicht wirklich weiter kommt und engagiert den Mentalist Vincent Walder als Berater.
Vom Ermittlerteam wird Walder anfangs nicht besonders respektvoll und freundlich empfangen, bis eine zweite Leiche gefunden wird und Walder einen verborgenen Code an den Leichen entdeckt.
Aber nicht nur ein Code verbindet diese zwei Opfer des Killers, sondern auch die Bekanntschaft mit dem jungen syrischen geflüchteten Daniel.
Auf einmal erscheint eine heiße Spur, die aber mit dem Auftauchen einer dritten Leiche schlagartig erkaltet. Dem dritten Toten fehlt die Verbindung zu dem Geflüchteten.
Vincent ist sich aber sicher, dass die Spur zum Täter über Daniel läuft und er dringend noch einmal mit Daniel sprechen muss.
Bevor Vincent Daniel erneut verhören kann, wird Daniel ermordet aufgefunden und wieder verläuft eine vermeintlich heiße Spur im Sande...


Fazit:
Mina Dabiri, eine kluge und kompetente Kommissarin deren innerer Dämon aus einer pathologischen Angst vor Keimen besteht und Vincent Walder, Mentalist mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS), bilden hier ein neues Ermittlerteam, dass uns Leser voraussichtlich drei Bände lang unterhalten wird.
"Schwarzlicht" ist der erste Band einer geplanten Trilogie und hier hat es mit dem Unterhalten auf jeden Fall bestens geklappt: die Morde sind übel, der Täter wirklich böse, die Ermittler spielen sich perfekt die Bälle zu und das alles "gewürzt" mit Camilla Läckbergs sowie Henrik Fexeus eingängigen Schreibstilen, haben "Schwarzlicht" für mich zu einem packenden und spannenden Thriller gemacht.

Im Vorfeld habe ich in anderen Besprechungen gelesen, dass in diesem Thriller ein Mensch mit ASS endlich als das dargestellt wird, was er ist: ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.
Ich allerdings hatte den Eindruck das die Auseinandersetzung mit psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten wesentlich weiter geht, nämlich dass die gesellschaftliche Bewertung verschiedener Verhaltensweisen und psychischer Erkrankungen einer Prüfung unterzogen wurde.
Im Ermittlerteam um Mina und Vincent befinden sich noch Ruben, Peder, Christer und Julia.
Ruben denkt rund um die Uhr nur an Sex, er sexualisiert jede Frau und in jede Kommunikation mit einer Frau mischen sich sexualisierte Gedanken.
Peder ist Vater von Drillingen und er braucht seine ganze Kraft um wach zu bleiben.
Christer ist homophob, derart homophob, dass er in einem Gespräch nur schwer bei den Fakten bleiben konnte, zu sehr wurde er von der Homosexualität seines Gegenübers abgelenkt.
So gesehen, ist es also ein ganz normales Team in das jeder seine persönlichen Präferenzen einbringt.
Als pathologisch bewertet werden vordergründig jedoch nur Minas Angst vor Keimen (Mysophobie) und Vincents Probleme im sozialen Bereich (ASS).
Warum?
Ich denke weil es die Wertigkeit innerhalb der Gesellschaft widerspiegelt.
Wenn Mina jemanden die Hand nicht geben kann, weil sie mit den Bakterien an der Hand des anderen nicht umgehen kann,  haben wir sofort das Urteil, dass sie psychisch krank ist und sich Hilfe holen sollte.
Wenn Christer jemanden nicht die Hand geben kann, weil er mit dessen Homosexualität nicht umgehen kann, haben wir nicht sofort das Urteil, dass er psychisch krank ist und sich Hilfe holen sollte.
Faktisch besteht kein Unterschied in den Vorgängen. A kann B nicht die Hand geben, weil an B etwas ist, was A verunsichert oder ängstig, trotzdem wird Christer anders bewertet als Mina.
Homophobie ist also "normaler", akzeptierter als die Angst vor Bakterien und Viren.
Den Autoren ist es unheimlich gut gelungen sanktionierte und nicht sanktionierte Auffälligkeiten nebeneinander zu stellen und es dem Leser zu überlassen, ob ihm etwas auffällt oder nicht.
Das hat mir unheimlich gut gefallen.
Ein übermüdeter frischgebackener Vater kann in Teilbereichen seine Arbeit vielleicht nicht so gut erledigen, ein Mensch mit ASS kann vielleicht auch in Teilbereichen nicht so gut funktionieren.
In "Schwarzlicht" können beide Personen nicht überall 100% geben, aber die Gründe sind gleichgestellt. 
Da ich selbst in der Inklusion und auch mit Menschen mit ASS arbeite, hat mich diese Darstellung natürlich sehr begeistert.
So wünsche ich es mir, so sollte es sein: egal was jemand mitbringt, es wird immer Gründe geben, warum hier oder da nicht 100% geliefert werden können, trotzdem ist jeder Beteiligte vollwertiges Mitglied der Gruppe.

Aber natürlich besteht dieser Thriller nicht nur aus der Auseinandersetzung mit psychischen Erkrankungen, sie sind eine Art Basis aus der sich der Thriller entwickelt, bzw. könnte sich die Geschichte nicht so abspielen, wenn alle Beteiligten ohne Ecken und Kanten wären.

Mich hat "Schwarzlicht" begeistert und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.



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