Samstag, 19. November 2022

„Requiem für eine verlorene Stadt „ von Asli Erdogan

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  • Penguin Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 121
  • Erscheinungstermin: 26. Oktober 2022
  • ISBN: 9783328602521
  • 22,00 Euro


Klappentext:
»Als würde ich Tabak rollen, forme ich mein Ich zu einer Geschichte, vermische mein Leben mit dem Tabak, mit Wein und mit dem Blau und dem Schwarz der Nacht, und blase den Rauch in die Leere.« Auf der Suche nach dem echten Leben, seiner Armut, seinem Lärm und seiner Pracht, schweift Asli Erdogans literarisches Ich durch die Welt. Die Spur führt in eine ebenso reiche wie verwüstete Seelenlandschaft, in den Kindheitswald und nicht zuletzt in die verwinkelten Gassen der Stadt Istanbul. Die poetische Reise der preisgekrönten türkischen Autorin erscheint nun erstmals auf Deutsch.

»Asli Erdogans Prosa ist wunderschön und phantasievoll, ihr wurde ein enormes Talent geschenkt und sie lehrt uns alle, wie wichtig das Schreiben ist.« Ian McEwan



Fazit:
Atemberaubend schön.
Abgrundtief traurig.

Ein Buch voller Stimmen, die in einem Moment die Grausamkeit des Daseins zwischen Geburt und Tod mitleidlos, ja fast gnadenlos nachzeichnen, um im nächsten Moment mit einer Zartheit eine Verlorenheit zu flüstern, für die scheinbar nur Asli Erdogan Worte findet.
"Requiem für eine verlorene Stadt" hat keine zusammenhängende Handlung, keine Erzählung, die sich wie ein Faden durch das Buch zieht, vielmehr sind es einzelne Bilder die sich zusammenweben, wenn man sie zusammen weben möchte.
Die kurzen Kapitel sind wie Spots, die über einer Bühne das Geschehen erhellen und einige Augenblicke Einblick gewähren. Wenn sie erlöschen ist das Bühnenbild verschwunden und wo sie wieder aufleuchten werden, sehen wir erst, wenn es so weit ist.
Das Buch wird oft als "Istanbul-Buch" beschrieben, als Buch, das Erdogans Verlust der Stadt Istanbul beschreibt.
Ich sehe es irgendwie nicht so, ist lese es als Verlust aller Städte, aller Orte, aller vermeintlichen Sicherheiten die bis zum Augenblick vor diesem Augenblick zum Leben gehörten.
Stimmen erzählen die einzelnen Bilder, diese Stimmen haben keine Namen, die Stimmen sind "Ich", wer dieses "Ich" ist, bleibt verborgen, was aber dieses "Ich" fühlt und sieht wird mit einer Tiefe enthüllt, die mir manches Mal schier den Atem raubte.
Manchmal schien es mir, als hätten die Worte Asli Erdogan gefunden und sie zu ihrer Botin gemacht.
Manchmal schien es mir, als hätte Asli Erdogan Worte gefunden und sie zu ihren Boten gemacht.
Doch welche Botschaft überbringen die Worte? Botschaften über Leben, Tod, Einsamkeit? Botschaften über die Ewigkeit, über Verlust und Sehnsucht?
Ganz sicher enthält dieses Buch aber eine Botschaft über den Zauber von Worten.




Asli Erdogan (Mitte) auf der #fbm22

Vielen Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar

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