Mittwoch, 18. Oktober 2017

Ein Gespräch mit Jens Henrik Jensen




Am Buchmessefreitag hatte ich das große Glück und durfte mit einigen anderen Bloggern zusammen eine Stunde mit Jens Henrik Jensen sprechen.
Natürlich war ich schon ein wenig aufgeregt, aber als Jens Henrik Jensen zu uns kam, stellte ich fest, dass er bestimmt genauso aufgeregt war.
Gleich sprudelte es dann schon aus ihm heraus, dass er schon so viele Jahre davon träumt als Autor auf dieser größten Buchmesse der Welt eingeladen zu sein. In den letzten 20 Jahren hat er 10 Bücher geschrieben und diese wären aber nur innerhalb Dänemarks bekannt
Und jetzt wäre es so weit, sein Buch ist auf der Spiegel-Bestsellerliste auf Platz 4 und er ist als Autor auf der Buchmesse.
Während dessen sah man ihm eine gewisse fassungslose Ungläubigkeit, aber auch eine unbändige Freude an.
Mit diesem lebendigen und authentischen Beginn des Gespräches hatte er gleich alle Herzen erobert.




Recht schnell wurde ihm die Frage gestellt, wieso OXEN in drei Bänden stattfindet und wie es mit OXEN weitergeht.
Darauf antwortete er, dass die Geschichte von OXEN über 1000 Seiten hat und das es bei diesem Umfang einfach besser ist, die Geschichte auf verschiedene Bände aufzusplitten. Auch gerade, weil er nach Band 1 festgestellt hat, dass die Geschichte tatsächlich noch nicht zu Ende ist und es noch viel zu erzählen gibt.
Er selbst empfand es als große Herausforderung den logischen Weg von OXEN auf diesen vielen Seiten zu verfolgen und daraus ein stimmiges Werk zu schaffen.
In Band 1 hätten wir nun OXEN und seinen Zustand kennengelernt. In Band 2 würden wir mehr über den Backround lesen und OXEN wird zunehmend klarer. Hier gibt es wohl einen großen Cliffhanger zu Band 3.
In Band 3 würden wir OXEN schon sehr gut kennen und verstehen seine Mission .... aber mehr darf ich hier nicht verraten.




Jens Henrik Jensen wurde auch gefragt, wie lange er an dieser Geschichte gearbeitet hat.
Er erzählte, dass er nun schon 7 - 8 Jahre an OXEN arbeitet. Natürlich nicht die ganze Zeit schreibend, bevor er mit Schreiben angefangen hat, hat er erst lange Zeit über OXEN nachgedacht und begonnen die Geschichte zu entwickeln. Manchmal sei er so vertieft in diese Geschichte, dass er an seinem Haus vorbeifährt, oder im Supermarkt steht und gar nicht mehr weiß, was er eigentlich kaufen wollte.
Nach dieser langen Zeit hat er schon ein bisschen das Gefühl in einer Beziehung mit OXEN zu stecken. Gut daran wäre, dass er OXEN mögen würde.






Auf die Frage, warum er einen Schwerpunkt auf den Balkankrieg gelegt hat, antwortet er, dass er zum einen den Balkan sehr mag. Als junger Mann hat er als Rucksacktourist den Balkan bereist und war in den Orten, die er in OXEN beschreibt, zum anderen hat der Balkankrieg auch in Dänemark tiefe Spuren hinterlassen, die ihn auch heute noch berühren.
Während des Balkankrieges kamen auch dänische Soldaten als UN Blauhelmtruppen in Ex-Jugoslawien zum Einsatz.
Dort hatten sie allerdings ausschließlich eine Beobachterrolle und mussten den unmenschlichen Gräuel tatenlos zusehen. Im Balkankrieg sind entsetzliche Dinge passiert und die dänischen Soldaten wurden Zeugen dieser Taten ohne sie verhindern zu können.
Das hat viele der jungen Männer stark traumatisiert und sie leiden bis heute unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Doch in Dänemark bekommen die Soldaten keine ausreichende Hilfe, denn die Zeitdauer in der geholfen wird, ist einfach zu kurz. Sie umfasst etwa bis zu einem halben Jahr nach der Traumatisierung, danach wären die Soldaten mit ihren Problemen alleine.
Es gibt nicht wirklich eine Lobby für Kriegsveteranen und die dänische Gesellschaft vergisst das Problem auch immer wieder sehr schnell.
Daraufhin ergab sich natürlich die Frage, ob er eine Botschaft mit seinem Buch weitergeben möchte und ob dies die Botschaft sei.
Das bejahte er. OXEN stehe stellvertretend für alle Kriegsveteranen in Dänemark und er möchte in der Bevölkerung ein Bewusstsein für dieses Thema wecken.

Dann war leider auch die Stunde schon um und es blieb nur noch ein bisschen Zeit zum signieren von Büchern und  reichlich Bilder und Selfies konnten wir auch noch machen.



                                             

Ich habe Jens Henrik Jensen als offenen und ungemein sympathischen Menschen kennen gelernt, der gerade noch ein bisschen fassungslos über seinen Erfolg als Schriftsteller ist.
Aber das macht ihn eigentlich noch sympathischer, er strahlt dabei etwas aus, was auch ein kleiner Junge vor riesengroßen Päckchen unterm Weihnachtsbaum ausstrahlt: unbändige Freude, Ungläubigkeit und Dankbarkeit.
Ganz deutlich war ihm auch anzumerken, dass es ihm tatsächlich ein großes Anliegen ist, den Kriegsveteranen eine Stimme zu geben. Als er von der Situation der Veteranen sprach war deutlich zu spüren, dass dies für ihn von großer Wichtigkeit ist und ihn auch zutiefst berührt.

Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich diesen netten, netten Menschen kennen gelernt zu haben und mehr über OXEN und dessen Hintergründe erfahren durfte.

Vielen Dank an den dtv Verlag dafür



3 Kommentare:

  1. Liebe Brigitta, ich schreibe gerade an meinem Bericht über das Treffen mit Jens Henrik Jensen und zufällig bin ich heute bei dtv über den Link zu Deinem Beitrag gestossen. Mir war er auch unheimlich sympathisch.

    Viele liebe Grüße
    Daggi

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    1. Hej Daggi,

      hast du gesehen, wie sich Jens Henrik Jensen über unser Treffen geäußert hat?
      Auf seiner Facebookseite hat er was darüber geschrieben und sich absolut positiv geäußert. Es hat ihm wohl auch sehr gut gefallen.
      Unter unserem Gruppenfoto hat er geschrieben: ".... der var superhyggelig oh noget auf der bedste pa min arbejdsplan ....".
      Das heißt in etwa, dass es eines der besten Treffen auf seinem Terminkalender war.
      Das freut mich 😀

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    2. Liebe Brigitte, deine Antwort muss mir durchgerutscht sein und auch das von dir Posting habe ich nicht gesehen. Da werde ich mich gleich mal auf die Suche machen.

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