Sonntag, 21. Oktober 2018

Rezension "Bösland" von Bernhard Aichner





  • btb Verlag
  • Gebundenes Buch
  • 445 Seiten
  • Erscheinungstermin: 1. Oktober 2018
  • ISBN: 9783442756384
  • 20 Euro



Klappentext:
Sommer 1987. Auf dem Dachboden eines Bauernhauses wird ein Mädchen brutal ermordet. Ein dreizehnjähriger Junge schlägt sieben Mal mit einem Golfschläger auf seine Mitschülerin ein und richtet ein Blutbad an. Dreißig Jahre lang bleibt diese Geschichte im Verborgenen, bis sie plötzlich mit voller Wucht zurückkommt und alles mit sich reißt: Der Junge von damals mordet wieder ... 
(Quelle: btb Verlag)



Kurze Zusammenfassung:
Ben hat viel Zeit im Bösland verbracht. Immer dann, wenn sein Vater ihn bestrafen und misshandeln wollte wurde er ins Bösland geholt und dort hat Ben auch seinen Vater erhängt gefunden.
Der Dachboden wurde auch nach dem Tod des Vaters kein Dachboden, sondern blieb das "Bösland"
Ganz besonders böse wurde es im Bösland drei Jahre nach dem Tod des Vaters, denn da soll Ben seine Klassenkameradin Mathilda mit sieben Schlägen auf den Kopf erschlagen haben.
Seine restliche Kindheit und Jugend verbringt Ben nun in der Psychiatrie, doch erst nach seiner Entlassung vermag er sich seiner Vergangenheit mit Hilfe einer Therapeutin stellen.
Hier stellt Ben fest, dass er große Teile aus seiner Zeit im "Bösland" nahezu ausgelöscht hat, diese Erinnerungen aber zurück holen muss um zu klären was mit Mathilda wirklich passierte.
Aber kaum beginnt Ben sich zu erinnern, kehrt das "Bösland" auch schon zurück


Fazit:
Warum habe ich bisher noch nichts von Bernhard Aichner gelesen?
Aichners gnadenlos krasser Schreibstil hat mich so richtig gepackt und ich konnte das Buch kaum mehr loslassen.
Ich hatte es eigentlich als Lektüre für die Zugfahrt zur Buchmesse eingepackt. Täglich 1,5 Stunden nach Frankfurt und nochmal 1,5 Stunden zurück, dass erschien mir als verheißungsvolle Lesezeit vor und nach dem großen Abenteuer im Buchland.
"Bösland" hatte mich allerdings so in seinen Bann gezogen, dass ich tatsächlich auch während der Buchmesse immer mal wieder zu meinem Schließfach geschlichen bin, um ein paar Seiten zu lesen.
Bens Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt und ist die leidvolle Geschichte eine misshandelten verlorenen Kindes.
Dazwischen gibt es immer wieder "Dialog-Kapitel" die gerade und ungeschminkt die Realität darstellen.
Diese Dialoge sind zum Teil hart, kalt und grausam und verleihen so Bens Ich-Perspektive eine ganz andere Tiefe.
Ohne diese Dialoge wäre Bens Geschichte bei Weitem nicht so packend.
Während viele Thriller durch das breite Streuen von Adjektiven Lebendigkeit bekommen, lebt dieser Thriller von seiner Schnörkellosigkeit. An vielen Stellen ist es fast eine nackte Darstellung menschlicher Grausamkeit und durch die Nacktheit sehr erschütternd.
Ich empfand diesen Thriller als durchgehend spannend und konsequent logisch, für mich auf jeden Fall ein Highlight.

Vielen Dank an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar