Sonntag, 21. Oktober 2018

Rezension "In Staub und Asche" von Anne Holt




  • Hanne Wilhelmsen .10
  • Piper Verlag
  • Gebundenes Buch
  • 413 Seiten
  • Erscheinungstermin: 2. Oktober 2018
  • ISBN: 9783492056977
  • 22 Euro


Klappentext:
Jonas Abrahamsen hat 12 Jahre für den Mord an seiner Frau verbüßt. Zu Unrecht, davon ist Kommissar Henrik Holme überzeugt. Noch während er mit Hanne Wilhelmsen in diesem Cold Case ermittelt, gibt es eine zweite Tote: Es ist eine prominente Rechtsradikale. Weder Henrik noch Hanne glauben an die Theorie vom Selbstmord - warum sollte eine Frau, die in ihren Kreisen als Heldin gefeiert wurde, ihrem Leben ein Ende setzen? Als Hanne eine Verbindung zu ihrem alten Fall entdeckt, ist es fast zu spät - denn Abrahamsen hat ein 3-jähriges Kind entführt und will endlich Rache nehmen. - Das glänzende Finale für eine Kultermittlerin, in dem es um die großen Themen der skandinavischen Kriminalliteratur geht: Schuld und Sühne, Schmerz und tiefe Rache.
(Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Iselin Havorns Leben endete durch einen Gemüse-Smoothie versetzt mit Antidepressiva. Die berühmte Bloggerin aus der rechten Szene war gerade auf dem Höhepunkt ihres Erfolges und hatte gar keinen Grunde sich das Leben zu nehmen.
Das sieht nicht nur Iselins Umfeld so, sondern auch Hanne Wilhelmsen.
Hanne stürzt sich in diesen Fall und hat keine Kapazitäten für eine andere Ermittlung.
Jonas Abrahamsen, ein verurteilter Mörder, der bis zuletzt seine Unschuld beteuert, wird vorzeitig entlassen und sein Fall soll noch einmal aufgerollt und überprüft werden.
Da Hanne zu sehr mit Iselins Selbstmord beschäftigt ist, muss Henrik Holme alleine herausfinden, ob Abrahamsen schuldig oder unschuldig ist.
Das beide Fälle irgendwie zusammengehören erkennt Hanne zu spät, denn nun ist Abrahamsen schon selbst aktiv geworden und fordert Rache für den Tod seiner Frau und für die Jahre im Gefängnis.
Abrahamsen hat ein Kind entführt und mit dieser Entführung kreuzt eine weitere Bloggerin den Weg von Wilhelmsen und Holme ....

Fazit:
Zur Zeit liebe ich skandinavische Krimis.
Diese verschachtelten Handlungsstränge, die problembeladenen Ermittler, die düstere Stimmung .... ich bin dem gerade absolut verfallen.
Von Anne Holt habe ich sehr lange nichts mehr gelesen und sie rückte jetzt durch die Miniserie "Modus" wieder in meinen Fokus.
Die Serie hat mir sehr gut gefallen, aber es ist ja immer ein bisschen gefährlich Film und Literatur zu vergleichen, aber hier in "In Staub und Asche" spielen ganz andere Ermittler eine Rolle und eine Verwechselungsgefahr ist überhaupt nicht gegeben.
"In Staub und Asche" hat mir sehr gut gefallen und nicht umsonst wird Anne Holt als "die ganz Große der nordischen Krimis" bezeichnet.
Sie deckt in dem Roman alle Facetten ab, die wir in skandinavischen Thrillern so lieben: Schuld, Rache, ein Sühneverlangen das generationenübergreifend ist und menschliche Verfehlungen, die ganze Familien in den Abgrund ziehen.
In den nordischen Krimis wiegt vieles wesentlich schwerer, als es das bei uns tun würde. Wo wir vielleicht mit einem Sturm der Entrüstung antworten würden, steht in diesen Thrillern, bei gleichen Untaten, der Mensch fast unlösbar am Abgrund.
Ich frage mich dann immer, ob wir hier vieles zu oberflächlich betrachten oder ob im skandinavischen Raum der Umgang mit Schuld und Sühne wesentlich existenzieller ist.
Aber genug der schweren Gedanken, zurück zum Buch. In diesem Buch spielt eine alte Schuld eine zentrale Rolle, für die auch nachfolgende Generationen büßen müssen.
Da es eine alte Schuld ist, ist der Zusammenhang zu heutigen Geschehen nicht sofort erkennbar, für die Ermittler nicht sofort sichtbar, aber der Leser ist hier dem Ermittlern gelegentlich einen Schritt voraus.
Für mich wird dadurch eine Geschichte oft spannender, weil ich so verfolgen kann, wie eine Tat ihre Fäden durch die Zeit spinnt, während die Ermittler nur ihre Informationen im Hier und Jetzt bekommen und verwerten können.
Mir gefallen auch die beiden Ermittler, Henrik Holme und Hanne Wilhelmsen sehr gut.
Sie ergänzen sich perfekt und und finden auch in getrennten Ermittlungen die gleichen Puzzlestücke.
Anne Holt hat hier wieder einen spannenden nordischen Krimi abgeliefert, der wohl leider das Finale des Ermittlerteams Wilhelmsen/ Holme sein soll.
Wenn es wirklich so sein sollte, fände ich das sehr, sehr schade, denn auch nach 10 Bänden haben die beiden Ermittler noch genug Lebendigkeit und Plastizität, dass sie von mir aus noch 10 Fälle klären könnten

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar