Sonntag, 22. Januar 2017

Rezension "Totenlied" von Tess Gerritsen



  • Limes Verlag
  • Seitenzahl: 313
  • 2016
  • ISBN-13: 9783809026709
  • broschiertes Buch
  • 14, 99 Euro

Klappentext:
Von einer Italienreise bringt die Violinistin Julia Ansdell als Souvenir ein altes Notenbuch mit nach Hause. Es enthält eine handgeschriebene, bislang völlig unbekannte Walzerkomposition. Julia ist fasziniert von dem schwierigen Stück, doch jedes Mal, wenn sie die aufwühlende Melodie spielt, geschehen merkwürdige Dinge. Etwas Bösartiges geht von dem Walzer aus, etwas, was das Wesen von Julias dreijähriger Tochter auf beunruhigende Weise zu verändern scheint. Weil niemand ihr Glauben schenkt, reist Julia heimlich nach Italien, um nach der Herkunft der mysteriösen Komposition zu forschen ...
(Quelle: Limes Verlag )

Zusammenfassung:
In Italien findet Julia in einem Antiquariat eine Notensammlung, von der sie sofort fasziniert ist. Noch nicht einmal von der Notensammlung an sich, sondern vielmehr von einem Walzer, der anscheinend in einem Zuge auf einem Zettel komponiert wurde. Dieser Zettel hatte sich in die Notensammlung geschoben und  Julia erwirbt die Sammlung von "Zigeunerweisen" um diesen Walzer besitzen zu können.
Ihrer Einschätzung nach, wurde dieses Stück noch nie veröffentlicht und aufgeführt und Julia glaubt das dieser wunderschöne Walzer von unschätzbarem Wert für die Musikwelt sein könnte.
Zu Hause angekommen, kann sie es kaum erwarten die Melodie zu spielen, doch kaum hat sie die Violine in der Hand und die ersten Töne gespielt, sieht es so aus, als hätte Julias Tochter die Katze massakriert.
Doch weder Ärzte noch Psychologen finden Auffälligkeiten bei Julias Tochter, vielmehr scheint Julia selbst die Schuld an der Situation zu bekommen.
Kurz darauf spielt Julia wieder diesen Walzer und nun sticht ihre Tochter mit einer Scherbe auf Julias Bein ein.
Julia glaubt, dass der merkwürdige Walzer diese Grausamkeiten in dem Kind auslöst.
Doch alle anderen, ihr Mann, die Ärzte, ihre Tante, alle sehen Julia als das Problem an.
Nun bleibt ihr nichts anderes als die Flucht nach Italien um dort die Geschichte des Walzers aufzudecken.
Das, was sie herausfindet ist fast unglaublich und nun ist Julia nicht nur auf der Flucht vor ihrem Mann, der sie in die Psychatrie einweisen lassen möchte, sondern sie ist auch auf der Flucht vor dem ehemaligen Besitzer des Musikstückes, der sein Geheimnis gewahrt wissen will und nun nach Julias Leben trachtet ...

Fazit:
Ein spannender und leicht zu lesender Mysterythriller. Etwas anders als man es sonst von Tess Gerritsen gewohnt ist, aber nicht schlechter .... anders eben.
Nach und nach konzentriert sich die Geschichte auf den Holocaust in Italien, auf den Verbleib von vielen  italienischen Juden und auf das einzige italienische Vernichtungslager.
Allerdings werden diese schrecklichen Geschehen nicht ausgeschlachtet, um ein als brisantes Beiwerk  in einem Mysteriethriller zu dienen, vielmehr wird offen und in einer behutsamen Sprache mit dem Schrecken des 3. Reiches umgegangen.
Hier können gerade Menschen, die aus irgendwelchen Gründen von diesem Abschnitt der Geschichte noch nicht viel gehört haben, dazu aninmiert werden, sich auf das Thema einzulassen.
Natürlich ist die im Roman spielende Geschichte eine Fiktion, aber die historischen Fakten und die geschichtlichen Hintergründe stimmen so.
Man hat das Gefühl, als wenn einige der vielen, vielen Toten des 3. Reiches ein Gesicht bekommen,  auch wenn es ein fiktives Gesicht ist, es wird aus der unfassbaren Anzahl getöteter Juden herausgelöst und bekommt eine, für mich, begreifbare Persönlichkeit.
Daneben hat der Roman auch eine spannende Geschichte, die man gerne zu Ende lesen möchte.
Zur Zeit macht Tess Gerritsen anscheinend eine kleine "Medizinthrillerpause" und wenn das dass Ergebnis ihrer Pause ist, mag ich er gerne, wenn sie öfter mal von ihrer üblichen Buchreihe pausiert.