Sonntag, 21. Oktober 2018

Rezension "Ewiges Leben" von Andreas Brandhorst




  • Piper Verlag
  • Broschiertes Buch
  • 698 Seiten
  • Erscheinungstermin: 2. Oktober 2018
  • ISBN: 9783492061339
  • 16,99 Euro

Klappentext:
Die Journalistin Sophia erhält einen scheinbar harmlosen Auftrag: Für den Biotechnologie-Konzern Futuria soll sie ein Porträt für die Firmengeschichte verfassen. Futuria wird wegen seiner Verdienste um die gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs und der Forschungen auf dem Gebiet der Lebensverlängerung geschätzt. Doch je tiefer Sophia gräbt, desto unheimlicher wird ihr das Unternehmen, dessen Gründer, der legendäre Salomon Leclerq, seit einigen Jahren verschwunden ist. Sie stößt auf Hinweise, dass Futuria den genetischen Schlüssel für die Unsterblichkeit gefunden hat. Doch hinter der Verheißung von ewigem Leben verbirgt sich ein düsteres Geheimnis, ein großangelegter Plan, den das Unternehmen verfolgt. Gemeinsam mit dem abtrünnigen Casper muss Sophia alles daransetzen, den Plan zu vereiteln. Denn Futuria hat nicht vor, sein Wissen nur zum Wohle der Menschheit einzusetzen ...
(Quelle: Piper Verlag)


Kurze Zusammenfassung:
Sophia Marchetti und ihr Kollege Borris versuchen für ihre Firma InterMedia einen großen Auftrag zu ergattern. Futuria, ein gigantischer Biotechnologiekonzern feiert Firmenjubiläum und vergibt den Auftrag für ein Portrait. Mit einem aufsehenerregenden Bericht über einen vermutlichen Terroranschlag auf Futuria gelingt ihnen der große Coup - InterMedia geht aus allen Bewerbungen als Gewinner hervor.
Doch Sophia ist in Bezug auf Futuria nicht die objektive Journalistin, die sie eigentlich sein sollte und in allen anderen Bereichen auch ist.
Sophia ist selbst an einem seltenen Knochenkrebs erkrankt und wird durch Futuria am Leben erhalten.
Kaum hat Sophias Firma den Auftrag erhalten beginnen in ihr die ersten Zweifel zu erwachen. Der vermeintliche Terrorist, dessen Anschlag Sophia den Auftrag verdankt, liegt nicht in seinem Grab, der Gründer von Futuria Salomon Leclerq ist seit Jahren verschwunden und der geheimnisvolle Casper übergibt ihr brisantes Geheimmaterial.
Anscheinend hat Futuria längst den Schlüssel zur Unsterblichkeit gefunden und ist nicht bereit ihn zu teilen.
Aber nicht nur Sophia macht sich auf den Weg um Futurias Geheimnis zu lüften, auch für Jossul, Futurias Gegenspieler, ist die Unsterblichkeit ein zentrales Thema. Allerdings versucht Jossul die als unsterblich identifizierten Menschen zu töten und so Gottes Plan wieder einzusetzten.
An diesen Plan Gottes glaubt der Papst eigentlich auch, doch dieser hat erkannt, dass die von Futuria entwickelte Unsterblichkeit den Tod der Kirche bedeutet und der Kirche nichts anderes übrig bleibt, als sich Futuria anzuschließen und die Unsterblichkeit als von Gott gewollt zu erklären. 
Je tiefer Sophias Recherchen zum Kern Futurias vordringen, desto klarer wird ihr, dass sie nicht die Einzige ist, die versucht an den Schlüssel des Geheimnisses zu kommen und das hinter dem Geheimnis nicht die versprochene verheißungsvolle Zukunft liegt, sondern ein skrupelloser Plan, den sie mit allen Mitteln verhindern muss.


Fazit:
Andreas Brandhorst hat hier einen rasanten Thriller geschrieben, der mir nicht nur Gänsehaut verursachte, sondern mich auch sehr zum Nachdenken anregte.
Ist die Entwicklung von Unsterblichkeit tatsächlich nur innerhalb der Kirchen ein Problem oder wäre es nicht generell ein Verbrechen am Menschen? Welche Folgen hätte körperliche Unsterblichkeit? Würde die Weltbevölkerung dadurch nicht ins unermessliche wachsen und müsste man dann nicht den Zugang zur Unsterblichkeit begrenzen? Wer würde diese Grenzen ziehen? Oder wäre nicht eine andere Art der Unsterblichkeit zu bevorzugen? Die Unsterblichkeit des Bewußtseins als Möglichkeit ewig zu Leben ohne die Erde über zu bevölkern wäre ein Weg ....
Mit all diesen Fragen setzt sich "Ewiges Leben" auseinander und baut dabei auf ein gelungenes Gegenspieler-Konzept.
Gut gegen Böse, Böse gegen noch Böser, vermeintlich Gut gegen vermeintlich Böse usw.
Durch die Anzahl der Gegenspieler und die vielen Facetten, die durch sie abgedeckt werden, bekommt der Roman reichlich Tempo und rast nur so durch virtuelle Welten und Mordkomplotte.
Sophia Marchetti wirkte auf mich anfangs recht nichtssagend und blass, aber im Laufe des Romans entwickelt sie sich zur Kämpferin mit Charakter.
So wurde Sophias Entwicklung sichtbarer und eindrucksvoller. Aber auch alle anderen Charaktere sind sehr stark entwickelte Figuren, die diese tiefschürfende Geschichte hervorragend mittragen.
Dies war mein erster Roman von Andreas Brandhorst, auch weil SiFi eigentlich nicht so mein Genre ist, aber Brandhorst hat mich voll und ganz überzeugt, auch weil hier SiFi keine große Rolle spielt, sondern die Macht eines Konzerns und die ethische Frage dahinter das zentrale Thema ist.
Ich fand diesen Thriller auf jeden Fall sehr gelungen und ich wurde bestens unterhalten.

Vielen Dank an den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar